Sie erinnern sich mit Sicherheit ans letzte Septemberwochenende des Jahres 2020. Wir Gossauerinnen und Gossauer haben damals neben dem Personal für das Stadtpräsidium, das Schulpräsidium, den Stadtrat sowie den Schulrat auch die 30 Mitglieder des Stadtparlamentes bestimmt. Bei der Auswahl der Personen, die uns ab 1. Januar 2021 bis 31. Dezember 2024 regieren, respektive im Parlament vertreten sollten, haben wir es uns nicht leicht gemacht. Ausser für den Job des Stadtpräsidenten standen für alle Aufgaben gleich mehrere Frauen und Männer zur Auswahl. Allein um die Mitgliedschaft im 30-köpfigen Stadtparlament bewarben sich weit über 70 Frauen und Männer – alle mit der notwendigen Ernsthaftigkeit und dem Versprechen, sich «mit aller Kraft» für die Interessen aller Gossauerinnen und Gossauer einzusetzen, die ihnen die Stimme geben sollten.
Drei Jahre nach den letzten Kommunalwahlen fühle ich mich von mindestens einem Drittel der Politiker und Politikerinnen hinters Licht geführt. Seit dem Beginn der laufenden Legislatur haben nämlich nicht weniger als fünf Parlamentarierinnen und fünf Parlamentarier ihren Rücktritt aus dem Stadtparlament bekannt gegeben – von der SP und der SVP je ein Parlamentsmitglied, von der FLiG deren zwei, von der CVP/Mitte und von der FDP deren drei. Das sind im Falle der FLiG immerhin 50% und im Falle der FDP sogar 75% der Gewählten. 
Dass sich ein Drittel der Männer und Frauen, die wir als unsere Stellvertreter gewählt und ins Stadtparlament entsandt haben, nicht imstande sehen, die vier versprochenen Jahre durchzuhalten, ist dabei nur die eine Seite der unschönen Medaille. An die Stelle der zehn Zurückgetretenen sind nämlich als «Nächstplatzierte» sieben Männer und drei Frauen getreten, die Sie und ich nicht gewählt haben. Das kann man wohl «Missachtung des Wählerwillens» nennen.
 
Ein Rücktritt freies Wochenende wünscht Ihnen
Ihr Drago