Zuerst die mit 2'210'970 Bewegungsminuten «bewegteste» Schweizer 10’000 bis 30’000-Einwohner-Gemeinde und jetzt als Höhepunkt auch noch das Donnschtig-Jass-Zentrum der Schweiz: Die Stadt Gossau befindet sich im Höhenflug und ist – mindestens für die Sommermonate 2023 - der gesellschaftliche Nabel der Schweiz.
Versorgt mit den Info-Mails aus dem Rathaus, habe ich das öffentliche Leben in der Fürstenländer Metropole von meiner Sommerresidenz auf dem Ätna sehr genau verfolgt. Und was habe ich gesehen? Das Trio Salzmann-Strässle-Thaler, das sich mit allen Kräften bemüht, das Projekt «Donnschtig-Jass in Gossau» zu einem Erfolg werden zu lassen. Thaler und Strässle lobbyieren, organisieren und motivieren, was das Zeug hält. Und Salzmann informiert darüber, wie wenn es um die Zukunft von Gossau ginge. Zuerst erfahren wir alles über das Ausscheidungsverfahren und das Ausscheidungsturnier selbst. Dann lernen wir das Gossauer Jass-Team mit Hansjörg Zurbuchen, Fredi Mosberger, Anja Lehner, Monica Mosberger mit Ersatz Toni Allenspach und Memory-Spezialistin Alexa Moser kennen und lesen von ihren diversen Vorbereitungstreffen. Schliesslich lernen wir das OK «Donnschtig-Jass in Gossau» kennen und bekommen die Suche nach Helferinnen und Helfer mit. Schliesslich begleiten wir via Rathaus-Mail das ganze Team und die Fan-Gruppe nach Therwil im Baselland und erleben hautnah den grandiosen Sieg des Gossauer Teams über das Nachbar-Team aus Gaiserwald. Doch damit nicht genug: Mit dem Sieg kommt das Trio Salzmann-Strässle-Thaler - medial unterstützt durch gossau24.ch - endgültig ins Fliegen. Es folgen mehrere Hinweise auf den «grossen Abend». Mit viel Trara wird Rainer «Salzi» Salzgeber begrüsst.
Gerade richtig für den grossen Moment bin ich gestern aus Sizilien nach Gossau zurückgekehrt. Und was muss ich das erleben: Ab 11 Uhr füllt sich das Festgelände im Zentrum von Gossau Tisch um Tisch. Bei den Proben der Show-Acts um 14:30 Uhr und der anschliessenden Generalprobe ist die Stimmung bereits «bombig». Um 20:05 Uhr beginnt dann die Übertragung des Donnschtig-Jasses. Über 6000 Gossauerinnen und Gossauer sorgen für Ramba-Zamba, zeigen, dass ihnen das Organisieren und Feiern grosser Fester offensichtlich im Blut liegt. «Salzi» ist jedenfalls von Gossau völlig begeistert. Dass das Jass-Teams von Seengen AG dem Gegner aus Bürglen UR haushoch überlegen ist und sich damit das Gastrecht für den ersten Donnschtig-Jass 2024 erkämpfen, ist zweitrangig. Im Mittelpunkt der Sendung steht die Stadt Gossau mit ihrem historischen Stadtkern und einer enorm begeisterungsfähigen Bevölkerung – beste Werbung für Gossau.
Doch dann ist der Spuck vorbei. Die Leute von SRF packen ihr Equipment zusammen, das Gossauer OK räumt das Festgelände auf und schon bald übernimmt der Individualverkehr wieder das Zepter im Stadtkern. Zurück bleiben Fragen: Was kostet das Ganze, wer bezahlt es und was kommt als nächstes? Die Antworten liegen auf der Hand: Viele Franken, wir Steuerzahler und das Jubiläumsjahr 2024.
Kennen Sie den Ausdruck «panem et circenses», «Brot und Zirkusspiele»? Es stammt vom römischen Dichter Juvenal und steht für die Taktik der damals herrschenden Caesaren, das Volk mit billigem Getreide und Gratis-Unterhaltung im Circus Maximus zu besänftigen und von den wirklichen Problemen der Stadt Rom und des römischen Imperiums abzulenken…
Eine friktionslose Rückkehr ins Nach-Sommer-Leben wünscht Ihnen
Ihr Drago
P.S. So lange die Wurst so lecker, das Brot so knusprig und die Stimmung so ausgelassen fröhlich und locker ist wie gestern Abend, lasse ich mir «panem et circenses gossauensis» gerne gefallen.