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Gast-Kommentar
Drache-Füür
20.10.2023
27.10.2023 14:28 Uhr

"Schlechte Verlierer?"

Kolumne auf Gossau24. Bild: jg
"Drache-Füür" vom 20. Oktober 2023.

Wir haben ihn am 27. August 2023 mit grossem Mehr als Nachfolger von Gaby Krapf in den Stadtrat gewählt. Schon am 1. September hat er seinen Job im Gossauer Rathaus als dritter nicht-vollamtlicher Stadtrat angetreten. Ebenfalls per 1. September hat er seinen bisherigen Job bei der Gemeinde Teufen als Leiter des Bereichs Bau und Planung per Ende November gekündigt und per sofort sein dortiges Arbeitspensum auf 30 Prozent reduziert. Die Rede ist von Florin Scherrer, der seine Aufgabe offensichtlich sehr ernst nimmt und bereit ist, sein Leben und das seiner Familie auf die neuen Herausforderungen auszurichten. Und weil er mit dem 70-Pensum als Stadtrat de jure nicht ausgelastet ist und zudem eine Familie zu ernähren hat, gründet er die Einzelfirma «Florin Scherrer Raum-und Verkehrsplanung». Damit, so seine Überlegung, kann er sich flexibel auf die zu erwartende Mehrbelastung als Stadtrat einstellen – im Gegensatz zu einem fixen 30-Prozent-Pensum bei einem anderen Arbeitgeber. Dabei ist wohl klar, dass er als Einzelfirma von der Stadt Gossau keine Aufträge entgegennehmen darf. Scherrers Gedankengang ist jedenfalls nachvollziehbar und die gewonnene Flexibilität als «im Interesse der Stadt Gossau» zu bewerten.
Dennoch gibt es Kritik zu hören. Und sie kommt ausgerechnet aus zwei entgegengesetzten politischen Ecken – der SP und der SVP. Die Aufgaben als Chef des Departement Bau, Umwelt und Verkehr seien äusserst intensiv, meint SP-Präsident Ruedi Blumer gegenüber dem Tagblatt. Zudem sei Scherrer noch Kantonsrat. Wie er das alles unter einen Hut bringen wolle, wisse er nicht. Und die SVP findet zumindest den «Zeitpunkt der Gründung von Scherrers Firma speziell». Das Amt als Bau-Vorstand sei sehr anspruchsvoll und mit 70 Stellenprozent eher knapp dotiert. Dabei vergisst er aber zu erwähnen, dass es gerade die SVP Gossau-Arnegg war und ist, die das Pensum der Leiterinnen und Leiter der drei nicht-vollamtlichen Departemente auf 60 bis 80 Prozent eingeschränkt halten wollen. Die Nicht-Vollamtlichen sollen gefälligst die Aufgaben in der 70-Prozent-Arbeitszeit mit 70 Prozent Lohn zu 100 Prozent erfüllen. Oder noch besser: Die Lücke auf 100 Prozent mit Freiwilligenarbeit füllen – in ihrem eigenen Departement nota bene…
Wie wäre wohl die Situation, wenn in der Ersatzwahl der Vertreter der SP oder der SVP obsiegt hätte? Ist es möglich, dass die Vorbehalte gegenüber Scherrers Firmengründung einfach nur die Reaktion von schlechten Verlierern sind?
Ein schönes zweites Olma-Wochenende wünscht Ihnen
Ihr Drago

Wehe, wenn er Feuer speit! In seiner Kolumne "Drache-Füür" kommentiert Drago auf Gossau24 jeden Freitag das Geschehen in Gossau - vor und hinter den Kulissen.

Drago
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