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Fussball
25.10.2023
27.10.2023 14:25 Uhr

Abriss im Buechenwald: Herausforderung für Spiel- und Trainingsbetrieb des FC Gossau

Bild: Podo Gessner
Die Abrissarbeiten im Buechenwald haben bereits begonnen: Wenn alles nach Plan läuft, sollen die neuen Anlage bis 2026 finalisiert sein. Bis dahin muss der Trainings- und Spielbetrieb für alle 30 Mannschaften des FC Gossau umorganisiert werden. Wieviel Aufwand, Zeit und Herzblut in die Umplanung für einen trotzdem reibungslosen Ablauf gesteckt wurden, erläutern Vereinspräsident Carlo Troisi und der Leiter Sport Kultur Freizeit der Stadt Gossau Norbert Thaler.

Schon als kleiner Junge stand Carlo Troisi im Buechenwald an der Bande und verfolgte die Spiele des FC Gossau. Schon damals hiess es, dass „bald mal neue Sportanlagen“ gebaut werden sollten. „Das wird nach so vielen Jahren endlich Realität“, sagt der heute 51-jährige Präsident des FC Gossau. Auch wenn die Übergangszeit nochmal anstrengend werde, freue man sich auf das Ergebnis. „Wir müssen jetzt zwei Jahre mit Einschränkungen und Verzicht leben, aber was wir dann erhalten, ist es wert!“ Bis dahin muss der Trainings- und Spielbetrieb für alle 30 aktiven Mannschaften umorganisiert werden – eine grosse Herausforderung, die sehr viel Aufwand bedeutet.

Dieses Jahr noch Normalbetrieb
In diesem Sommer wurde die Baubewilligung im Buechenwald erteilt. Bereits Mitte September begannen die Bauarbeiten. Mit dem Abbruch der alten Tribüne und der Fussballfelder wird jedoch bis zum Ende der Vorrunde gewartet. „Somit wird der Trainings- und Spielbetrieb in diesem Jahr nicht wesentlich beeinflusst“, sagt Troisi.  Die erste Mannschaft habe am 11. November ihr letztes Heimspiel, danach nur noch zwei Auswärtsspiele. Für alle anderen Teams beginne demnächst die Hallensaison. Ab März 2024 müssen die Mannschaften jedoch wieder auf Aussenplätzen trainieren können.

Eingeschränkter Betrieb bis Ende 2025
In der ersten Etappe werden zwei neue Kunstrasenfelder und die Tribüne im Buechenwald erstellt. Diese Arbeiten sollten bis Ende 2024 abgeschlossen sein. Danach werden die beiden hinteren Naturrasenplätze und das Halbspielfeld gebaut. „Ziel ist es, dass die Heimspiele der ersten Mannschaft in der Rückrunde 24/25 wieder in Gossau stattfinden können“, sagt Troisi. Im Frühjahr 2026 sollte das Modul 1 inklusive Hallenbad fertiggestellt sein.

«Wir müssen jetzt zwei Jahre mit Einschränkungen und Verzicht leben, aber was wir dann erhalten, ist es wert!»
Carlo Troisi, Präsident FC Gossau

Kapazitäten überall erschöpft
Seit 2021 stehen Stadt und Verein bereits in Verhandlung mit den umliegenden Gemeinden für die Unterbringung aller Mannschaften während der Bauzeit. „Sämtliche Plätze in unserer näheren Region sind allerdings massiv gut ausgebucht“, erklärt Norbert Thaler, Leiter Sport Kultur Freizeit der Stadt Gossau. „Unsere Nachbarn bemühen sich dennoch, uns innerhalb ihrer Belegungsmöglichkeiten zu helfen, so wie Gossau ihnen auch schon geholfen hat.“ Obwohl man schon früh den künftigen Bedarf aus der Gossauer Sportwelt angemeldet habe und provisorische Zusagen vorlagen, habe es Absagen gegeben. „Aber wir suchen die bestmöglichen Lösungen für alle Teams.“ In den kommenden Wochen folgt der Feinschliff des Belegungsplans, im zweiten Schritt würden Trainer und sobald alles fix ist, Spieler und Eltern informiert.

Wer bleibt, der siegt
Für einen reibungslosen Betrieb zu sorgen, hat Nerven gekostet: „Ich darf gar nicht zählen, wie viele Stunden wir investiert haben – zusätzlich zum regulären Job, dem Tagesgeschäft im Verein und der Familie“, erklärt Troisi. Momentan ziehe es an allen Seiten. Seit acht Jahren ist er schon Präsident und wisse daher, dass dies eine Ausnahmesituation ist. „Hätte ich damals mit diesem Projekt gestartet, wäre ich wahrscheinlich schon längst davongerannt“, sagt er und lacht. Aber hinter allem Einsatz stecke viel Herzblut. „Wenn wir alle an einem Strang ziehen – Stadt, Verein, Team, Spieler, Eltern und Sponsoren – und solidarisch bleiben, dann werden wir in zwei Jahren belohnt“, sind sich Troisi und Thaler sicher.

Erste Mannschaft spielt sonntags in Flawil
Die erste Herrenmannschaft spielt ihre Heimspiele der Rückrunde 2023/24 jeweils am Sonntag um 14 Uhr in Flawil. Dass der Matchtag nun auf einen Sonntag fällt, kann Vor- und Nachteile haben: „Entweder kommen mehr Zuschauer, da sonntags weniger andere Spiele sind“, hofft Troisi. „Oder aber die Gossauer Fans scheuen den weiteren Weg.“

«Sämtliche Plätze in unserer näheren Region sind allerdings massiv gut ausgebucht. Aber wir suchen die bestmöglichen Lösungen für alle Teams.»
Norbert Thaler, Leiter Sport Kultur Freizeit der Stadt Gossau

Auswärts kostet
Mehrere Teams sollen auf den städtischen Anlagen in Gossau untergebracht werden. Vor allem die Junioren und Juniorinnen werden möglichst auf die heimischen Schulspielwiesen verteilt. Die 11er-Teams werden auf den noch verfügbaren hinteren beiden Rasenplätzen im Buechenwald trainieren und spielen. „Die Aktiv-Mannschaften verteilen sich auf Herisau, Waldkirch und Andwil“, sagt Thaler. Die Übergangslösung sei organisatorisch anspruchsvoll und auch mit finanziellem Aufwand verbunden. "Hier gilt es mit Augenmass für das Notwendigste gemeinsam abzuwägen, was bisher gut gelang." Auch der Ostschweizer Fussballverband, welcher den Spielplan erstellt, wurde bereits frühzeitig informiert, damit in der Überbrückungsphase so viele Spiele wie möglich auswärts stattfinden können.

Keine Beiz, keine Anlässe, keine Einnahmen
Ob der einnahmerelevante Beizbetrieb in Flawil vom Verein übernommen werden kann, steht noch aus – dazu stehe man noch in Verhandlung. „Aber selbst, wenn wir die Beizeinnahmen für die Vereinskasse nehmen können, sind es doch viel weniger Spiele als in normalen Jahren“, sagt Troisi. Hinzu komme, dass man keine Anlagen mehr für Veranstaltungen habe: „Einige Anlässe und somit Einnahmequellen werden wegfallen.“ Bei der Planung habe man zwar knapp budgetiert und 15-20% abgezogen. Der Verein sei in den kommenden Jahren jedoch besonders auf die Solidarität der Mitglieder und Sponsoren angewiesen: „Wir hoffen, dass die Sponsoren und Mitglieder weiterhin ihre Beiträge zahlen und wissen, dass wir nach der Fertigstellung der neuen Anlagen noch viel mehr bieten können als anhin – auch wenn wir gerade etwas zurückfahren müssen“, sagt Troisi.

Abstriche bei der Infrastruktur
Der Sportplatz in Flawil bietet für die Heimspiele des FC Gossau gute Voraussetzungen. Die Infrastruktur habe fast alles, was es braucht: Garderoben, Matchtafel, Flutlicht, Tribünenplätze, Speakeranlagen. Anders sähe es auf den Schulanlagen aus. Die wenigsten Schulhaus-Spielwiesen verfügen über Licht (Herbst und Frühjahr) und zusätzliche Materialräume. Die Garderoben sind von den Hallennutzern belegt. „Aktuell beschäftigen wir uns im Detail mit den notwendigen Voraussetzungen auf den Ausweichplätzen, damit der Trainings- und Spielbetrieb aufrechterhalten werden kann“, sagt Thaler. „Über diese Zeit sind alle Beteiligten gefordert, das Beste aus den Möglichkeiten zu machen.“

Material bleibt in Gossau
„Die Spielorganisation erhält dadurch neue Dimensionen und erfordert viel mehr Planung für Trainer und Spieler“, sagt Troisi. Die Mannschaften müssen vor Trainings und Spielbeginn noch Equipment in Gossau abholen und sich parat machen. Das Duschen nach dem Spiel wird zu Hause erledigt. „Hier ist es ebenso wichtig, dass wir zusammenhalten als Teamplayer und nicht immer alles an einigen wenigen Personen hängenbleibt.“

Abschiedsfest nach dem letzten Heimspiel
Der Abschied vom alten Sportplatz Buechenwald soll gebührend gefeiert werden. Nach den letzten beiden Heimspielen der Herren 1 (Spielbeginn 16 Uhr) und der Frauen 1 (Spielbeginn 18:15 Uhr) am 11. November, lädt der Verein in die Clubbeiz ein. „Ein letztes Mal wollen wir mit den Teams, Mitgliedern, Sponsoren und Fans anstossen“, sagt Troisi. Ein vierköpfiges OK kümmert sich derweil um die Planung des Anlasses.

  • Die alten, teils baufälligen Tribünen im Buechenwald gehören bald der Vergangenheit an. Bild: jg
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  • Die Reithalle ist bereits abgerissen. Bild: Stadt Gossau
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  • Hier entsteht die neue Zufahrtsstrasse zum Buechenwald. Bild: Stadt Gossau
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  • Der Bodenbelag hat schon Millionen Füsse gesehen , bevor der erste Bagger sein Ende besiegelt. Bild: Stadt Gossau
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Vanessa Vogt / gossau24.ch
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