Ein unbemaltes kleines Kästchen - vom Papa handgefertigt. Geschreinert mit viel Liebe, aber in Naturholz belassen. Schön anzusehen war es wohl, nicht aber wirklich bunt. Ein Grund für Rita Thoma das erste Mal künstlerisch tätig zu werden: "Ich habe das Kästchen genommen und mit Blumen verziert - gepaust." Das waren ihre Anfänge: das Pausen. Heute malt sie mit Aquarell und Acryl, hat aber auch weitere Techniken ausprobiert - so zum Beispiel das Skulpturen Fertigen aus Draht, Papier und Farben. Seit 26 Jahren hat sie grosse Freude an der Kunst und dem Ausprobieren von neuen Techniken.
Aller Anfang ist ein Kurs
Den Zugang zu einer Technik findet Thoma stets in einem Kurs: "Wenn mir etwas gefällt und ich will es selbst probieren, besuche ich einen Kurs." So auch 1997, als sie vom Pausen genug hat und eine neue Herausforderung im Aquarell sucht. "Kurse helfen mir, die Technik im Grundsatz kennenzulernen." Das Tollste sei jedoch der Austausch mit den anderen Kursteilnehmern. "Es ist faszinierend, dass aus einem Auftrag wie 'Malt alle dieses Blumenarrangement' so viele verschiedene Bilder entstehen." Keines gleiche da dem anderen und man könne sich auch viele Tipps und Inspirationen bei den Anwesenden holen. "Oder Freundinnen finden", sagt Thoma und zeigt ins Publikum. Denn dort sitzt eine Künstlerfreundin, die sie in einem Kurs kennengelernt hat. "Bis heute tauschen wir uns regelmässig aus und nehmen zusammen an weiteren Kursen teil."
Aktbilder ohne Scham gemalt
Auch den nächsten Kurs besuchen die beiden Kreativfreundinnen gemeinsam. "Welche Farben hat der Mensch?" lautet das Thema. Darauf freut sich Thoma ganz besonders: "Ich taste mich gerade an den expressionistischen Stil heran. Normalerweise habe ich immer gemalt, was ich gesehen habe." Unter ihren Werken hat es Naturbilder, Stillleben oder auch Menschen in verschiedenen Szenen - unter anderem auch Akt. Schon mehrmals besuchte Thoma zur Aktmalerei Kurse - stilecht mit lebenden Modellen. Die Bahnfahrt zu einem dieser Kurse war dabei kurios: "Ich traf eine alte Bekannte im Zug. Diese fragte keck: Na, gehst du wieder Blümeli malen?" Selbstbewusst entgegnete Thoma daraufhin, dass sie einen Akt-Malkurs besuche. Ihre Bekannte fiel aus allen Wolken: "Schämst du dich denn nicht?" Aber Thoma schämt sich überhaupt nicht: "Am Anfang war es ungewohnt, aber am Ende ist es einfach Kunst. Man malt nur keine Vase mit Blumen darin, sondern einen nackten Menschen." Auch an der Ausstellung in der Stadtbibliothek sind zwei ihrer Aktbilder zu sehen.
Kunst ohne Titel
Eine Besonderheit der Künstlerin ist, dass keines ihrer Werke einen Namen trägt. "Das gab noch ein wenig Aufwand beim Katalogisieren", sagt Andrea Richle, Leiterin der Bibliothek. "Wir haben teilweise Beschreibungen zugefügt oder uns selbst etwas überlegt." Die Künstlerin selbst findet die Titelgebung störend: "Der Interpretationsraum wird eingeschränkt, sobald ich einen Titel vergebe. Das schränkt den Betrachter ein", erklärt Thoma. Daher verzichte sie stets darauf, etwas zu benennen, zum Wohle der Fantasie. "Natürlich gibt es auch Bilder, bei denen ganz klar ist, was man sieht. Aber bei einigen auch nicht."