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Kanton SG
29.11.2023

Franziska Cavelti Häller kommentiert die Wintersession

Bild: wil24.ch
Vom 27. bis 29. September trafen sich die Mitglieder des St.Galler Kantonsrats zur Wintersession. Was beschäftigte Parlament und Regierung und was wurde an diesen drei Tagen entschieden? Kantonsrätin Franziska Cavelti Häller, Jonschwil, erläuterte tagesaktuell das Wichtigste aus ihrer Sicht.

Der 3. Sessionstag – Bauen – Stellvertretersystem im Kantonsrat

Der dritte Sessionstag ist gekennzeichnet von zahlreichen Motionen und Standesbegehren aus allen Departementen.

Eine interessante Motion brachten die Jungparteien ein: Stellvertretersystem für abwesende Ratsmitglieder. Abwesenheiten durch Mutter-/Vaterschaft oder durch längere Auslandsaufenthalte sollten mit dem Parteimitglied auf dem ersten Listenersatzplatz kompensiert werden können. Mit dieser Regelung sollte das Milizsystem gestärkt, die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Politik gefördert werden. Die meisten Ratsmitglieder meldeten jedoch Bedenken an. Einerseits ist die Präsenz im Rat sehr hoch, was auf ein geringes Problem hinweist. Andererseits ist mit der Annahme der Wahl in den Kantonsrat ein hohes Mass an Verbindlichkeit und Zuverlässigkeit gefordert. Ein weiteres Argument bringt Staatssekretär Benedikt van Spyk ein. Das Amt ist mit einer Wahl verbunden und die ersten Ersatzpersonen sind eben NICHT-gewählt. Ein Problem ist jedoch unbestritten. Während der Mutterschaft darf eine Mutter nicht an der Session teilnehmen, wenn sie den Mutterschutz und die Lohnfortzahlung nicht verlieren möchte. Dies ist sehr stossend. Dies bedingt aber eine Änderung der Erwerbsersatzordnung und muss deshalb in Bern gelöst werden. Diese Anpassung der Erwerbsersatzgesetzes auf Bundesebene hat dank der GLP-Nationalrätin Katrin Bertschy anlässlich der September-Session bereits die erste Hürde geschafft. Dies ist der richtige Weg. Die Motion wird nach einer hochemotionalen Debatte, abgelehnt.

Eine Motion der SVP verlangt, die Übernahme von Übersetzungskosten für Schweizer Bürger abzuschaffen. Auf den ersten Blick mag diese Forderung nachvollziehbar sein. Auf den zweiten Blick zeigt sich die Sachlage nicht so klar. Sprachkenntnisse auf Niveau B1, welche für eine Einbürgerung gefordert sind, ermöglichen es oft nicht, schwierige Gespräche auf Ämtern oder vor Gericht zu führen. Damit alle ihre legitimen Rechte adäquat ausüben können, ist eine Übersetzungsunterstützung oft wichtig – dies auch im Sinne einer guten Integration. Das gleiche Recht gilt natürlich auch für Deutschschweizer, die einen Gerichts- oder Amtstermin in der italienischen oder französischen Schweiz wahrnehmen müssen. Der Rat lehnt diese Motion deshalb folgerichtig ab.

Weiter geht es mit Motionen: Der Rat soll die Möglichkeit erhalten, eine Motion für «dringlich» zu erklären, d.h. die Ausarbeitung des entsprechenden Gesetzes soll von drei auf ein Jahr gekürzt werden. Somit hätten die drei grossen Parteien die Möglichkeit, ihre Motionen immer für dringlich zu erklären und andere Motionen zu verzögern. Es ist nicht verwunderlich – die stramme Mehrheit aus SVP-FDP-Die Mitte-EVP drückte diese Motion durch.

Zwei Motionen der SVP, die Windkraftanlagen im Wald verbieten und einen Mindestabstand von 1'000 m für Windkraftanlagen fordern. Ein Mindestabstand von 1000 m zu Siedlungen würde die Windenergie im Kanton faktisch verunmöglichen. Diese Motion ist ein Beschäftigungsprogramm für viele Kantonsparlamente, wurde sie doch in ähnlicher oder gleichlautender Form immer wieder eingereicht und jeweils auch abgelehnt. Somit können zukünftig auch Industriebetriebe zur eigenen Stromproduktion Windräder nicht mehr bauen. Entsprechende Projekte würden abgewürgt. Die Mehrheit des Rates hat, mit Unterstützung einer stark argumentierenden Regierungsrätin Hartmann, die Motion abgelehnt.

Die zweite Motion der SVP, welche Windkraftanlagen im Wald verbieten möchten, aus Gründen des Waldschutzes. Diese Motion weckt auf den ersten Blick viel Sympathie, aber nur auf den ersten Blick. Wald steht bereits heute unter besonderem Schutz und eine sorgfältige Abwägung zwischen Schutz- und Nutzungsinteressen wird vor Bewilligung jedes Eingriffes in den Wald entsprechend sorgfältig vorgenommen. Zudem muss gerodeter Wald an einer anderen Stelle wieder aufgeforstet werden. Auch diese Motion findet kein Gehör im Rat.

Nach der Mittagspause geht es weiter mit Motionen aus dem Gesundheitsdepartement. So fordert die SP eine feste Vertretung der Regierung im Verwaltungsrat der Spitalverbunde. Die grossen strukturellen und finanziellen Probleme der Spitalverbunde werden von allen anerkannt. Die Steuerung der Spitäler soll aber, so die Mehrheitsmeinung, über einen griffigen Leistungsauftrag erfolgen. Auch die Einsitznahme der Zürcher Regierung im Verwaltungsrat der Swissair konnte das Debakel nicht verhindern. Bruno Damann erklärte, dass der Kanton seine Aufsichtspflicht im Sinne der Sicherstellung der Gesundheitsversorgung sehr wohl wahrnehme. Die Einsitznahme eines Regierungsrates verletze aber die Gouvernance. Die Mehrheit des Rates folgt deshalb der Argumentation, dass der Verwaltungsrat nicht nach politischen, sondern nach fachlichen Kriterien zusammengesetzt werden soll und lehnt den Antrag ab.

Demokratiepolitisch bedeutsam ist die Motion «Jede Stimme zählt: Einführung eines gerechteren Sitzzuteilungsverfahrens». Gemäss dem aktuellen Wahlverfahren nach «Hagenbach-Bischof» braucht es beispielsweise im Wahlkreis St. Gallen 3% der Stimmen für einen Sitz; im Wahlkreis Rorschach braucht es dagegen ca. 8% der Wählerstimmen für einen Sitz im Kantonsparlament. Ist dies gerecht? Stimmt es, dass jede Stimme zählt, wie wir meinen? Das aktuelle Wahlsystem bevorzugt die grossen Parteien und benachteiligt kleine Parteien. Diese Tatsache ist unbestritten. Das mit der Motion neu vorgeschlagene Wahlsystem mit dem «doppelten Proporz», wie es der Kanton Zürich kennt, würde sicherstellen, dass auch die Stimmen für kleinere Parteien angemessen berücksichtigt werden, also ganz nach dem Motto «jede Stimme zählt wirklich.» Das Ergebnis der Debatte dürfte kaum erstaunen, die grossen Parteien verteidigen ihre Pfründe und lehnen die Motion ab

Die Wintersession endet pünktlich um 17:00 Uhr. Die Ratspräsidentin Andrea Schöb verabschiedet zum Schluss die zurückgetretene Ratskollegin Caroline Bartolet-Schwerzmann (FDP) und die zurückgetretenen Ratskollegen Joel Müller (SP, er hat seine Arbeit im Rat nie aufnehmen können), Christian Rüegg (SVP) und Walter Gartmann (SVP) mit humorvollen Worten.

Der 2. Sessionstag – Seltene Einigkeit zum Budget

Der zweite Sessionstag beginnt mit einer Flut von dringlichen Interpellationen zur Situation der kantonalen Spitäler. Die meisten werden gutgeheissen, d.h. wir erhalten die Antwort der Regierung bereits morgen Nachmittag.
Ansonsten steht der Dienstag ganz im Zeichen des Budgets. In der Eintretensdebatte würdigen die Parteien das vorliegende Budget. Dank einem guten Eigenkapitalpolster kann der Kanton trotz deutlich höheren Ausgaben – die Ausgaben wachsen mit 3,9 Prozent deutlich stärker als die Wirtschaftsleistung – auch ein operatives Defizit von knapp 160 Millionen Franken verkraften. Gemäss Planung sieht die Regierung Ende 2024 immer noch ein Eigenkapital von noch rund 1 Mia. Franken vor.

Für das Personal sind ein Teuerungsausgleich von 1,6% und individuelle Lohnanpassungen von 0,6% vorgesehen. Dieses Vorgehen ist weitgehend im Einklang mit der Wirtschaft. So haben Umfragen der IHK St. Gallen-Appenzell ergeben, dass durchschnittlich über alle Branchen die Lohnsumme zwischen 1,9 und 2,2% erhöht wird. Der Kanton orientiert sich also richtigerweise an der wirtschaftlichen Realität.

Zusammenfassend zieht der Finanzchef Marc Mächler folgende Bilanz:

Die Strategie, in guten Zeiten eine Reserve anzulegen, hat sich bewährt. Mächler zeigt sich zuversichtlich, dass die Regierung in der Lage ist, den erwarteten negativen Abschluss für 2023 und das defizitäre Budget 2024 zu bewältigen. Allerdings gibt es auch einige Unsicherheiten für die Zukunft. Die Wirtschaftsentwicklung und die anhaltende Teuerung stellen Herausforderungen dar, die möglicherweise Auswirkungen auf die finanzielle Lage haben könnten. Zudem liegen Vorhaben beim Bund, welche die Finanzsituation des Kantons massiv beeinträchtigen könnten:

  • Die Umsetzung der Prämien-Entlastungs-Initiative der SP, welche 2024 zur Abstimmung kommt, würde den Kanton etwa 50 bis 60 Mio. Franken kosten..
  • Aufgrund der sinken Ressourcenstärke des Kantons wird es aus dem Finanzausgleich mehr Gelder geben. Auch wenn dies grundsätzlich positiv ist, bleibt der Anlass, die sinkende Ressourcenstärke des Kantons, negativ.

Zum Schluss erwähnt Marc Mächler den positiven Fakt, dass die renommierte Ratingagentur «Standing&Poors» den Kanton St. Gallen auf «triple A» einstuft. Der Kanton spielt damit in der gleichen Liga wie der Bund oder der leistungsstarke Kanton Zürich. Zudem ist die Begründung für diese positive Einschätzung erfreulich: Dem Kanton St. Gallen wird einerseits eine tiefe Verschuldung, aber auch eine insgesamt umsichtige Finanzpolitik attestiert. Darüber hinaus wird der politische Wille, dem hohen finanziellen Risiko der Spitallandschaft mit dem eingeleiteten Transformationsprozess zu begegnen, positiv gewürdigt.

Um eine Anpassung der Löhne von Kulturschaffenden mit Leistungsvereinbarungen an die Empfehlungen der Branchenverbände im Umfang von circa CHF 300'000 wird intensiv debattiert. Die Finanzkommission möchte diesen Beitrag streichen, rsp. die Anpassung auf das Budget 2025 vertagen. Trotz vieler Bekundungen im Rat über die Wichtigkeit der Kultur zeigt dieser keine Herz für die Kulturschaffenden, obwohl diese oft in unsicheren Arbeitsverhältnissen tätig sind.

Unbestritten war die Zusage einer Million Franken für die Verbesserung der Löhne bei der Kantonspolizei. Die Löhne, insbesondere auch für jüngere Mitglieder des Corps, sind ungenügend. Dementsprechend gross ist die Unzufriedenheit und viele gut ausgebildete Polizistinnen und Polizisten verlassen den Polizeidienst in Richtung Privatwirtschaft. «Zudem», so der stellvertretende Departementschef Marc Mächler, «sind die Arbeitsbedingungen in einer 24-Stunden-Gesellschaft und in Zeiten von Respektlosigkeit und Beschimpfungen oft belastend.» Das zusätzlich eingesetzte Geld wird dazu beitragen, dass sich zumindest die monetären Rahmenbedingungen für die Polizistinnen und Polizisten verbessern werden.

Ein überparteilicher Antrag verlangt, einen Fokus der Polizeiarbeit auf die Bekämpfung von Menschenhandel und häuslicher Gewalt zu setzen. Zusätzliche Mittel dafür sollen bei Bedarf bereitgestellt werden. Die Thematik, da herrscht Einigkeit, ist wichtig und wird im Kanton St. Gallen aktuell nur stiefmütterlich behandelt. Warum trotzdem 42 Kantonsrätinnen und Kantonsräte die NEIN-Taste gedrückt haben, bleibt wohl deren Geheimnis. Der Auftrag wird glücklicherweise trotzdem überwiesen.

Die Spitäler beschäftigen auch die Budgetdebatte, was nicht weiter erstaunt. So wird ein Antrag überwiesen, welcher die angemessene Abgeltung für die Aus- und Weiterbildung der Ärztinnen und Ärzte sowie für die Forschung vorsieht.

Ein weiterer wichtiger Vorstoss beauftragt die staatswirtschaftliche Kommission, die Vorfälle in der «Domino Servite Schule» in Kaltbrunn zu untersuchen. Der Anlass dafür war der Dokumentarfilm "Die evangelikale Welt der Läderachs" des Schweizer Fernsehens vom 21. September, in dem ehemalige Schülerinnen und Schüler über den gewaltgeprägten Schulalltag berichtet haben. Eine Aufarbeitung dieses tragischen Falls ist besonders im Hinblick auf die Revision des Volksschulgesetzes und die Neuausrichtung der Schulaufsicht von essentieller Bedeutung.

Erwähnenswert ist zudem ein Vorstoss der FDP-Fraktion, welcher die Erarbeitung eines Berichtes über die zukünftigen Gemeindestrukturen zum Ziel hat. Das Postulat verlangt keinen Zwang zur Fusion, aber es soll aufzeigen, wie eine optimale Gemeindestruktur aussehen könnte. Auch die Empfehlung der Effizienzanalyse ortet substanzielles Optimierungspotenzial in der Zusammenarbeit/Kooperation zwischen Gemeinden. Doch die Mehrheit im Rat mit der deutlichen Präsenz von Gemeindepräsidenten wollte sich nicht «bevormunden» lassen und brachte das Anliegen zu Fall. Selbst das Nachdenken über effizientere Gemeindestrukturen wird abgewürgt – eine verpasste Chance.

Ein intensiver Sessionstag endet ziemlich pünktlich um 17:00 Uhr.

Der 1. Sessionstag - 27. November 2023

Die Wintersession steht ganz im Fokus des Budgets 2024. Bereits im Vorfeld der Session wurden überparteilich Vorstösse ausgetauscht und in den Parteigremien am Montagmorgen intensiv diskutiert. Doch mehr dazu am Dienstag.
Aufgrund mehrerer vorzeitigen Rücktritte wurden heute, Montagnachmittag, zahlreiche neue Parlamentarier und eine Parlamentarierin vereidigt. Es sind dies Felix Keller (FDP, St. Gallen), Jasmin Gähler (SVP, Ermenswil), Lukas Huber (SVP, Unterwasser), Philipp Köppel (SVP, Abtwil) und Martin Hochreutener (SVP, Goldach). Es hat sich eingebürgert, dass langjährige Parlamentarier kurz vor den Wahlen zurücktreten und so den Weg frei machen für «Nachrücker», damit diese im Frühling als bisherige Parlamentarier zur Wahl antreten können.

Das erste Geschäft, der Kantonsratsbeschluss über die unbefristete Verlängerung des Darlehensvertrags mit der Schweizerischen Südostbahn AG (SOB) gab zu keinerlei Diskussion Anlass und wurde gar mit keiner einzigen Gegenstimme angenommen. Für eine unfreiwillige Pause sorgte dann die elektronische Anlage des Kantonsrates. Einige konnten ihre Stimme nicht abgeben und das Mikrofon für die einzelne Votanten funktionierte nicht. So wurde dem Rat eine Zwangspause verordnet, um die Anlage abzuschalten und neu zu starten. Nach gut 20 Minuten konnte die technische Anlage aus ihrem Winterschlaf geholt werden. Die Abstimmung zum Darlehensvertrag der SOB wurde wiederholt – es blieb beim ersten Resultat.

Ein weiterer wichtiger Schritt zur Stärkung des Bildungs- und Forschungsstandorts St. Gallen ist die Beteiligung und der Aufbau einer ETH-Professur im Bereich «Biosensing and Monitoring for Pre- and Rehabilitation», d.h. die Entwicklung neuer Diagnosemodelle mit Hilfe von Biosensoren für eine verbesserte Diagnostik in den Bereichen Onkologie, Geriatrie, Neurologie oder Chirurgie. Damit werden die digitalen Möglichkeiten für eine bessere Diagnostik und damit auch für eine gezieltere Behandlung und Prävention von Patientinnen und Patienten erforscht. Die neue Professur ist eine Koproduktion der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa), des Kantonsspitals, der Universität St. Gallen und des Kantons St. Gallen in Zusammenarbeit mit der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich ETH. Die Forschung wird schwergewichtig in St. Gallen stattfinden, die Lehre in Zürich. Das Projekt ist auf sechs Jahre angelegt und kostet den Kanton jährlich CHF 500'000. Trotz kritischer Stimmen bezüglich Ethik und Nutzen für die Menschheit ist sich der Rat einig, dass dieses Projekt eine grosse Chance ist, wertschöpfungsintensive Arbeitsplätze zu schaffen. Zudem fügt sich die Professur thematisch optimal in die Tätigkeitsfelder des «Switzerland Innovation Park Ost» ein. Das Projekt wird einstimmig genehmigt.

Die Grünliberalen haben einen Vorstoss eingereicht, dass das Alkoholabgabeverbot in Badis aufgehoben wird. Im Rat waren sich alle einig; Baden und Schwimmen unter Alkoholeinfluss ist gefährlich. Das Abgabeverbot des «Badibeizlis» verhindert aber nicht, dass selbst mitgebrachter Alkohol in der Badi konsumiert werden darf und ist deshalb eine Alibiübung und keine echte Prävention. In der Diskussion erwähnte der Vorsteher des Volkswirtschaftsdepartementes, Beat Tinner, dass er im nächsten Sommer mit den Ratsmitgliedern in der Badi anstossen könnte. Vizepräsidentin Barbara Dürr nahm dies zum Anlass, darauf hinzuweisen, dass wir mit ihr nie im Bikini in Badi anstossen müssen! Dieser Humor ist erfrischend in den oft trockenen Diskussionen im ehrwürdigen Kantonsratssaal. Der Rat befand - von links bis rechts in seltener Einigkeit –, dass das Gesetz «gut gemeint» war, aber unnötig. Die Motion wird mit vier Gegenstimmung und bei einer Enthaltung mit 105 Ja-Stimmen gutgeheissen.

Zu später Stunde wird die Motion «Rauchfreie öffentliche Kinderspielplätze im Kanton St.Gallen» der beiden Kantonsrätinnen Losa (Grüne Partei, Mörschwil) und Noger-Engler (GLP, Häggenschwil) diskutiert. Die Ratsmitglieder sind müde, die Konzentrationsfähigkeit sinkt; der Lärmpegel ist dementsprechend hoch und für die Rednerinnen und Redner äusserst störend. Dabei ist das Anliegen ist nicht unberechtigt. Die Motionärinnen begründen ihr Rauchverbot mit der Vorbildfunktion für Kinder und den hohen Gesundheitskosten, die später durch den Tabakkonsum entstehen. Zudem sind Zigarettenstummel für Kleinkinder sehr gefährlich und mit der Eigenverantwortung der erwachsenen Spielplatzbesucher ist es bekanntlich oft nicht weit her. In jedem Restaurant und auf Bahnsteigen gilt ein Rauchverbot; warum ausgerechnet auf Kinderspielplätzen nicht? Die Meinungen gehen quer durch die Parteien auseinander. Zwischen Eigenverantwortung und Kinderschutz wogten die Argumente hin und her. Trotz engagierter Voten will der Rat kein neues kantonales Gesetz und delegiert damit die Entscheidung an die Gemeinden und selbstverständlich an die erwachsenen Spielplatzbesuchenden.

Der erste Tag endet, wie könnte es aufgrund der hohen Aktualität anders sein, mit einer Motion zu den Spitälern. Die Motion der SVP verlangt mehr unternehmerischen Spielraum für die Spitäler. Die Regierung wird eingeladen, einen Entwurf vorzulegen, um den Spitalverbunden zu ermöglichen, ausserhalb der bestehenden Standorte ambulante Leistungen anzubieten, einschliesslich im Bereich der Notfallversorgung. Die Mehrheit des Rates anerkennt, dass die Spitäler aus dem politischen Gezerre herausgelöst werden sollen, damit sie sich als agile Unternehmen im Gesundheitsmarkt bewegen können. Auch Regierungsrat und Gesundheitschef Bruno Damann unterstützt das Vorgehen.

Nach der Behandlung zahlreicher, teilweise sehr alter Vorstösse aus dem Gesundheitsdepartement endet der erste Sessionstag. Bis morgen!

Franziska Cavelti Häller, Kantonsrätin SG, GLP
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