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Gast-Kommentar
Drache-Füür
08.12.2023

"Spitzenspiel mit Eigentor"

Kolumne auf Gossau24. Bild: jg
"Drache-Füür" vom 8. Dezember 2023.

Was für ein Match! Die Mitglieder des Gossauer Stadtparlaments laufen im Rahmen der Debatte um das städtische Budget für das Jahr 2024 zur Höchstform auf. Nach dem etwas staggeligen Einstieg durch den Präsidenten der GPK, der in der Einleitung die Spielregeln erklärt hat, kann das Schlagerspiel «Parlament gegen Stadtrat» beginnen. Mit dem Anpfiff übernimmt die SVP das Spieldiktat und stürmt mit dem Schlachtruf «Zurückweisen!» in Richtung stadträtliches Tor. Am rechten Flügel übernimmt Kurt Jau den Ball und spielt ihn mit dem Vorschlag, das Budget 2024 zur Überarbeitung an den Stadtrat zu retournieren, direkt nach vorne. Jaus Steilpass ist verbunden mit dem Auftrag, das Minus von 1,781 Mio Franken auf 0.00 Franken zu reduzieren. Wie und wo im Budget gespart werden soll, lässt er offen. Der Ball gelangt in die Mitte, wo Patrick Mauchle gekonnt die SVP-Vorlage annimmt und weiter Druck aufs Stadtrat-Tor macht. Die Zielvorgabe sei ein «ausgeglichenes Budget», wobei auch er den genauen Weg aufs Tor nicht kennt. Schliesslich sei das Parlament ja nicht für die Budget-Details, sondern nur für das «Grosse und Ganze» verantwortlich. Von der Mitte kommt der SVP-Ball auf halbrechts zu Sandro Contratto, der in ihn geradlinig weiterspielen will. Doch vor Stadtrat-Torwart und FDP-Kollege Giella beginnt Contratto plötzlich zu dribbeln. Er sei wegen dem Budget-Minus zwar «verärgert, frustriert, ohnmächtig und enttäuscht». Andererseits habe sich das Parlament mit dem Ja zum Jubiläumsjahr 2024 und den damit verbundenen Ausgaben von 1,5 Mio Franken ja «selbst ein Ei gelegt». Deshalb wisse er jetzt nicht, ob er den Ball im Netz versenken wolle oder nicht. Contrattos Zögern nutzt FLiG-Aufbauer Matthias Ebneter zu einem Entlastungsangriff – weg vom Stadtrat-Tor. Ja, ein starkes Gossau brauche ein ausgeglichenes Budget – aber man könne ja auch die Grundsteuer erhöhen oder den Teuerungsausgleich verringern… Damit ist die Zeit für SP-Dauerläufer Florian Kobler gekommen. Gossau müsse attraktiv und lebenswert bleiben und weiterwachsen. Wer im Stadthaushalt sparen wolle, solle gefälligst «konkrete Ansätze» zeigen. Und genau daran arbeite ja die «VBK Sparen» unter der Leitung von SVP-Mann Rosenberger. Ganz links aussen eilt Werner Bischofberger seinem SP-Kollegen zu Hilfe. Man könne ja die Ablieferung der Stadtwerke auf die vorgesehene 3,14 Mio erhöhen, was das Budget-Minus auf erträgliche 0,6 Mio verringern würde. Mit diesem Wadenbeisser-Einwurf geht die erste Hälfte der Partie «Parlament gegen Stadtrat» ihrem Ende entgegen. Nachdem sich die gescholtenen Stadträte dezidiert gegen die drohende Niederlage gewehrt haben, bittet Schiedsrichter Pascal Fürer zum Pausentee.
Die zweite Halbzeit bringt nichts Neues. Von rechts schiessen SVP und FDP aufs Stadtrat-Tor, auf der linken Seite formieren SP und FLiG einen Catenaccio-Abwehrriegel. Und in der Mitte geniesst die Mitte ihre Rolle als «Zünglein an der Waage». Schliesslich hat der Schiri ein Einsehen und ruft zum Penaltyschiessen. Alle 29 anwesenden Parlamentarierinnen und Parlamentarier schiessen zusammen: 14 treffen ins Zurückweisungs-Netz, 13 spielen den Ball Torwart Giella in die Arme. Und in der Mitte verweigern zwei mit ihrer «Enthaltung» den finalen Schuss. Und so kullert der Ball langsam, aber unaufhaltsam ins Stadtrat-Tor. Und die ganze Tribüne schreit: Eigentor!
Ein besinnliches zweites Advents-Wochenende wünscht Ihnen
Ihr Drago

Wehe, wenn er Feuer speit! In seiner Kolumne "Drache-Füür" kommentiert Drago auf Gossau24 jeden Freitag das Geschehen in Gossau - vor und hinter den Kulissen.

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