Gossauer Gewerbe besichtigt Brauerei Locher
Gestartet wurde am Donnerstagnachmittag von der Markthalle in Gossau: Mit zwei Cars ging es geschlossen zum neuen Besucherzentrum "Brauquöll" der Brauerei Locher AG in Appenzell. Seit über einem Jahr führt das traditionelle Familienunternehmen dort seine Besucher/innen in die Braukunst ein. Auch die Geschichte des einzigartigen Brauunternehmens und dessen Entwicklung werden beleuchtet.
Vortrag, Jodel und Bier
Nach der Ankunft der grossen Gewerblergruppe im Shop der Brauerei erfolgte die Begrüssung durch Vereinsmitglied Thomas Braunwalder, der den Anlass massgeblich organisiert hat. Auch der Gewerbeverbandspräsident AI, Michael Koller, wurde als Vortragsgast und Jodelkurs-Trainer begrüsst. Es folgte die Einteilung in zwei Gruppen: Die erste Gruppe besichtigte zunächst die Brauerei an der Seite des Geschäftsführers, Aurèle Meyer. Die andere Gruppe folgte Koller in das "Kino" der Brauerei und lernte dort die Arbeit des Gewerbeverbands AI näher kennen.
Vorstellung des Gewerbeverband AI
Der Gewerbeverein Appenzell Innerrhoden zählt rund 500 Mitglieder. Eine Besonderheit ist dabei, dass wir nicht nur Gewerbler, sondern auch Führungskräfte als Mitglieder zählen», erklärt Michael Koller, Präsident des Verbandes und Inhaber der Werbeagentur koller.team. Der Vorstand zähle 19 Mitglieder total. Koller als Präsident ist jeweils auf zwei Jahre gewählt, besetzt das Amt nun im vierten Jahr.
Keine Ausflüge für Gewerbler
Die Arbeit des Verbandes sei massgeblich politischer Natur. So sei man aktiv in die Kandidatensuche bei Ämterbesetzung (u. a. auch die appenzelltypische Kirchenratsbesetzung) involviert oder beschäftige sich mit Vernehmlassungen. «Die Suche nach Personen für freiwillige Ämter läuft hier, wie auch anderenorts schleppend», sagt Koller. «Unser Verband hat dabei recht grossen Einfluss. In der Standeskommission sind vier der sieben Mitglieder aus dem Gewerbeverband.» Die grundsätzliche Verbandsarbeit gestalte sich aber ähnlich wie in Gossau. «Wir arbeiten aber weniger administrativ und machen auch keine Ausflüge.» Essenziell sei vor allem die Messearbeit, um den Standort AI vorzustellen und attraktiv zu halten.
Jodelkurs mit Michael Koller
Im Anschluss an den Vortrag ging es in den Gewölbekeller des Besucherzentrums, wo Koller als passionierter Jodler die Gruppe unterrichtete: Gelernt wurde ein Zäuerli mit Gradheber als Zweitstimme. «Diese Tradition wird hier gut gepflegt, weil es so einfach ist», erklärt Koller. «Man sitzt beisammen am Stamm und bekommt in der Beiz auch schnell mal eine Runde gezahlt, wenn der Tisch ein Zäuerli anstimmt.» Auch die Gossauer Gewerbler lernten schnell und am Ende gab es gar ein gelungenes dreistimmiges Zäuerli inklusive Tellerschwingen.
Brauereiführung mit Verköstigung
Als letzte Station folgte die Einführung in die Geschichte der Brauerei Locher. Geschäftsführer Aurèle Meyer begrüsste die Gruppe in der Brauereibeiz. Seit 1886 und in der fünften Generation braut die Familie Locher nun das Appenzeller Bier. Begonnen wurde mit 10 Mitarbeitern – davon waren sechs Familienmitgliedern. «Als die Bierkartelle fielen, ging es um Überleben oder Sterben», erklärte Meyer. «Wir haben überlebt und brauen heute über 40 verschiedene Biersorten.» Der Verkaufshit ist und bleibt das Lagerbier. «Aber auch unsere Craft-Biere erfreuen sich grosser Beliebtheit.»
Nachhaltigkeit im Fokus
Seit vielen Jahren schon lege die Brauerei Wert auf eine naturnahe, ressourcenschonende und nachhaltige Produktion. Um langfristig erfolgreich zu bleiben, habe die Brauerei seit 2021 einen neuen Geschäftszweig im Nahrungsmittelbereich aufgebaut: «Mit unserer Food-Upcycling-Marke Brewbee leisten wir einen wesentlichen Beitrag zur Verringerung von Foodwast", sagt Meyer.
Braukunst gegen Durst und Hunger
So gibt es mittlerweile Müslis, Pizzas, Chips, Plant-based Produkte wie Geschnetzeltes und weitere Angebote, die aus den Brauereinebenprodukten wie Kleber hergestellt werden. «Wir haben die Vision, sämtliche Nebenprodukte der Brauerei zu hochwertigen Lebens- und Nahrungsergänzungsmitteln zu verarbeiten», erklärt Meyer. Man produziere zum Beispiel 150 Tonnen Kleber in der Woche. «Unsere Produkte haben noch zu geringen Absatz, als das wir dieses Volumen verarbeiten könnten. Aber wir bleiben dran.» Bei der anschliessenden Führung durch den Showroom der Brauerei, konnte man mehr über die Herstellung des Bieres erfahren und sogar dabei zusehen. Ein Grossteil läuft heute digital: "Ein Bierbrauer sitzt heute zu 50% am PC - die Maschinen übernehmen das Brauhandwerk in den Tanks."
Ausklang im Restaurant Bären Schlatt
Nach der Brauereiführung gab es einen letzten Absacker an der Theke: Mit einem gemeinsamen Zäuerli der gesamten Gewerblergruppe verabschiedete man sich bei dem Team der Brauerei Locher und bedankte sich herzlich bei den Gruppenführern sowie Michael Koller. Nach dem spannenden Tagesprogramm fand der Ausflug sein Abschluss beim Apéro mit anschliessendem Abendessen im Restaurant Bären in Schlatt. Zwei Gewerbler konnten an diesem Tag ihren Geburstag feiern - ihnen wurde ein Ständchen gesungen. «Der Ausflug war informativ und gelungen – ich freue mich, dass so viele Mitglieder der Einladung gefolgt sind», sagt Präsident Remo Schönenberger. Besonderen Dank richtet an Thomas Braunwalder für die gute Organisation im Vorfeld, das Team der Brauerei Locher sowie Aurel Meyer und Michael Koller für seinen Vortrag und Jodel-Unterricht.