Die Brücke Rainhaldenstrasse östlich des Bahnhofs Gossau ist erneut Thema in den sozialen Medien: Bereits nach ihrer Fertigstellung im Sommer 2023 geriet die "Buechenwaldbrücke" in Verruf. Sie sei zu schmal und zu steil, hiess es damals aus der Bevölkerung und seitens des SP-Stadtparlamentariers Marco Broger, der dazu eine Interpellation beim Stadtrat einreichte. Die 45 Meter lange Brücke führt im Industriegebiet über die Bahnlinie Richtung der Schrebergärten Mooswiesen und ist Teil einer beliebten Velostrecke. Auch von Schülern des OZ Buechenwald und Nutzern der Freizeit- und Sportstätten wird der Übergang verwendet. Durch den schmalen Ausbau konnten bis anhin kaum zwei Autos aneinander vorbeikommen - geschweige denn der Velo- und Fussgängerverkehr noch in einem sicheren Abstand dazu fliessen. In diesem Zusammenhang zu beachten ist jedoch, dass die Fahrt über die Brücke für Motorfahrzeuge und Motorräder grundsätzlich gesperrt ist: Lediglich der Zubringerdienst bis zu den Schrebergärten oder UW SBB ist gestattet.
Bundesamt für Verkehr hat Bau bewilligt
Die Brücke und damit das Projekt sowie die Umsetzung liegen in der Verantwortung der SBB - ebenso die Installation der heute vorzufindenden Lichtsignale. Genehmigt hat alles das Bundesamt für Verkehr im Rahmen eines ordentlichen Plangenehmigungsverfahrens nach Eisenbahngesetz. Es sind dafür keine kantonalen oder kommunalen Bewilligungen erforderlich. Auch die verwendeten Gelder stammen vollends aus dem Vermögen der SBB - Steuergelder wurden dafür keine verwendet.
Brückenbreite ist gleichgeblieben
Gemäss Auskunft der SBB sei die Brücke normkonform projektiert und gebaut worden, wie der Stadtrat in der Antwort zur Interpellation "SBB-Neubau Brücke Buechenwaldstrasse" vom 13. September 2023 schreibt. Entgegen den Vermutungen und aller Kritik, sei der Erneuerungsbau genauso breit wie die vorherige Brücke (4 Meter). Lediglich die Höhe habe auf Grund der Ausbauarbeiten der Gleisanlagen tatsächlich angepasst werden müssen: Damit die Normen im Gleisbereich und das erforderliche Lichtraumprofil eingehalten werden können, wurde eine Längsneigung von knapp 10 Prozent gewählt, heisst es in der Erklärung der SBB an die Stadt.
Stadt kritisiert zu starkes Gefälle
Bereits im Mai 2019 reichte die Stadt nach Offenlegung des Projekts im Genehmigungsverfahren eine Stellungnahme zu den Vorabklärungen ein: Darin wies sie die SBB darauf hin, dass ein neunprozentiges Gefälle der Brückenrampen nicht behindertengerecht sei. Die Bahn argumentierte daraufhin mit der VSS-Norm, in der Längsneigungen im Freien von 10 Prozent, im Fuss- und Veloverkehr in Ausnahmefällen sogar von 10 bis 12 Prozent, zulässig seien. Unterstützt wurde ihre Einschätzung vom Bundesamt für Verkehr.
Sichtverhältnisse ungenügend
Auch die schlechten Sichtverhältnisse auf der Brücke wurden seitens der Stadt kritisiert: Sie suchte das Gespräch mit der SBB und schlug potenzielle Verbesserungen vor. So z. B. das Einführen einer Tempo-30-Zone oder aber die versuchsweise Installation eines Lichtsignals, wie es heute vorgefunden werden kann. Dass dieses nun aber tatsächlich errichtet wurde, wusste die Stadt bis vor Kurzem nicht.
Velofahrer müssen in Steigung halten
"Wieder einmal ein Meisterwerk der Baukunst in Gossau", schreibt Walter Leibundgut in seinem aktuellen Post in der Facebook-Gruppe "Du bisch vo Gossau wenn". Er kritisiert, dass der Verkehr über die zu schmale Strasse nun zusätzlich über ein Lichtsignal geregelt würde. Dieses zwinge Velofahrer an der starken Steigung anzuhalten und dann von dort aus wieder ausreichend schnell in Fahrt zu kommen. Das Lichtsignal ist ein Versuch der SBB, das Unfallrisiko über die Brücke zu minimieren. Was für Autos sicherlich stimmt, ist für Velofahrer/innen nicht eindeutig der Fall.
Brenzlige Situationen entstehen
Ein Besuch der Brücke zeigt, dass es die Steigung in sich hat - vor allem, wenn an einem schönen Sonnentag zahlreiche Familien zum Veloausflug antreten. Denn dann sieht man vermehrt Eltern, die hinter ihrem eigenen Velo auch noch den Anhänger mit Kindern hinter sich herziehen. "Diese Anhänger allein haben schon ein grosses Eigengewicht", sagt eine Mutter auf Anfrage. "Das halten und dann wieder anfahren, insbesondere wenn noch Autos nebendran stehen, die auch anfahren, macht einen mitunter schon nervös." Unsicheren Velofahrern sei damit nicht geholfen. Immerhin muss man heute aber auf Grund der Ampelregelung nicht mehr mit unvorhersehbarem Gegenverkehr rechnen.
Einsprache gegen "Erhaltungszentrum"
Konkrete Einsprache hat die Stadt beim Projekt Erhaltungszentrum eingelegt: Dieses beinhaltet die Erhöhung der Rainhaldenbrücke und die Zufahrt über die Brücke Buechenwaldstrasse. "Wir haben uns darin vor allem gegen die Einmündungssituation ausgesprochen", sagt Salzmann. Auch die ausreichende Erschliessung der neuen Anlage und der Gewässerraum bzw. Gewässerabstand zum Oberdorfbach waren Thema. Die Gewässerthematik sei derweil angepasst worden. Die Erschliessungs- und Einmündungsfragen konnten mit einer Einigungsvereinbarung geklärt werden, heisst es seitens der Stadt. Mit der Erweiterung der Gleisanlage und dem Bau des Erhaltungszentrums hat die SBB anfangs Januar gestartet (SBB starten Erweiterung Gleisanlage und Neubau Servicezentrum). Der Abschluss der Bauarbeiten ist für Mitte 2027 vorgesehen.
Fortsetzung folgt...