Als Standortförderer des WirtschaftsPortal Ost steht Robert Stadler regelmässig im Austausch mit Ostschweizer Unternehmen und erfährt viel über deren Herausforderungen: von abreissenden Lieferketten über Preissteigerungen im Einkauf und die Aufwertung des Frankens bis zu einbrechenden Absatzmärkten im Ausland. Trotz all dem: «Die mit Abstand grösste Herausforderung bleibt der Mangel an Arbeitskräften», ist der in einer Gewerblerfamilie aufgewachsene HSG-Absolvent überzeugt.
«Der Fachkräftemangel wird sich aufgrund der Demografie weiter verschärfen. Es muss uns also gelingen, das vorhandene Potenzial an Fach- und Arbeitskräften besser zu nutzen», sagt Robert Stadler. Er schlägt dazu ein Drei-Punkte-Programm vor mit Massnahmen im Steuerbereich, bei der Berufsbildung und der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Eine noch stärkere Zuwanderung wäre auch ein möglicher Weg, der aber «politisch wenig realistisch ist», sagt Stadler. «Also setzen wir die Stellschrauben, die für eine Entschärfung sorgen können, dort an, wo auch eine Änderung möglich ist.»
Das heisst: das bestehende Potenzial an Fachkräften besser nutzen.
«Anreize sind so zu setzen, dass es sich für Teilzeitarbeitende lohnt und möglich wird, ihr Arbeitspensum zu erhöhen», gibt Stadler ein Beispiel. Demzufolge muss er nicht lange überlegen, wenn er gefragt wird, welches denn sein erster Vorstoss im Kantonsrat wäre: «Ich würde verlangen, dass die Regierung zeigt, wie der Kanton St.Gallen für potenzielle Fachkräfte steuerlich wettbewerbsfähiger werden kann.»
Aber wie sieht nun sein Drei-Punkte-Programm, um den Fachkräftemangel zu entschärfen, genau aus? «Erstens müssten wir wie erwähnt die Steuerprogression verbessern», so Stadler. Der Kanton St.Gallen sei in Bezug auf die Steuern für den Mittelstand wenig attraktiv. «Das zeigt sich im Vergleich mit unseren Nachbarkantonen, die natürliche Personen mit mittleren oder höheren Einkommen weniger stark schröpfen.» Es brauche daher eine Neujustierung der Steuerprogression. «Leistung muss sich lohnen.»