Ganz unerwartet konnte man am Donnerstag, 15. Februar, in der Facebookgruppe "Du bisch vo Gossau wenn" über die zeitnahe Schliessung des Cafés Kapricho - kafi.kram.event lesen. Inhaberin Sandra Rohner muss aus gesundheitlichen Gründen wegen ihres Knies bereits früher als erwartet ihr "Begegnungscafé" an der Ringstrasse 18 in Gossau schliessen. Am Freitag, 16. Februar, hat das Café noch einmal geöffnet: von 8:30 Uhr bis 11:30 Uhr sowie von 14 Uhr bis 'open end'. Im Laden gibt es zudem 40% auf allen "Kram".
Schliessung im September beschlossen
Das Café Kapricho gründete Rohner als Hobby-Projekt in 2018. "Ich wollte hier meine Ideen umsetzen, kreativ sein." Hauptamtlich arbeitet sie seit 1997 an der Primarschule in Waldkirch. Dort ist sie bis heute tätig - mit dem Café allerdings nur in Teilzeit. "Ich kann mein Pensum in der Schule jetzt wieder aufbauen und dort künftig viele Ideen von mir umsetzen." Das sei der Hauptgrund, dass sie das Café habe aufgeben wollen. Der Entschluss dazu fiel bereits im September 2023.
Gäste blieben manchmal aus
Das Café zu führen habe ihr viel Spass gemacht, vor allem in Betriebsführung habe sie viel Neues lernen können. "Aber die Zeiten waren teilweise auch hart - ich hatte Tage, an denen nicht viele Gäste kamen." Das alles habe den Erhalt des Cafés nicht einfacher gemacht. "Es ist zwar ein Hobby, aber die Betriebskosten zahlen sich auch nicht von allein." Anfangs habe ihr es leidgetan, dass Kapricho schliessen zu müssen. "Vor allem für die Menschen, die hier regelmässig herkommen und für deren Besuche ich sehr dankbar bin." Aber heute stehe sie fest hinter der Entscheidung und freue sich darauf, ihre Energie umfänglich in die Schule zu stecken. "Ich kann mich so ganz fokussieren - das nimmt mir auch den Stress von den Schultern." Der Spagat zwischen Schule und Café sei nicht immer einfach gewesen.
Café der Begegnungen
Mit der Eröffnung des Cafés hat sich Rohner in 2018 einen Traum erfüllt: "Hier konnte ich immer meine Ideen umsetzen, habe in den letzten Jahren viel gelernt", sagt die 48-jährige. Sie sei sehr dankbar für sechs wunderschöne, aber auch intensive Jahre. "Ich habe einen Raum der Begegnungen schaffen wollen - und das habe ich geschafft. Mit viel Liebe war ich immer dabei: Sobald jemand kam, habe ich mit dem Gast oder den Gästen unterhalten." Das Miteinander und der Austausch seien ihr immer wichtiger gewesen als das Unternehmerische.
Mehr als nur ein Café
"Ich wollte, dass das Kapricho für das Quartier ein Ort sein kann, an dem man gerne geht, an dem man nicht alleine ist, neue Menschen kennenlernt und vielleicht auch neue Dinge erlebt." Mit Konzerten, Buchabenden, Kochevents und ähnlichem hat Rohner versucht, verschiedene Leute für ihr Café zu begeistern. "Besonders beliebt waren immer die Grill- oder Pizza-Abende, an denen viele Familien kamen", erzählt sie. Das Besondere dabei: Getränke wurden im Café bezogen, aber essen konnte jeder selber mitbringen oder es wurde bestellt. "Es ist das ein oder andere Mal an einem Freitagabend auch recht spät geworden, weil alle so lang zusammen sitzengeblieben sind."
Bedeutende Erinnerungen
Diese und viele weitere Erinnerungen machen es Rohner heute auch schwer zu gehen. "Mein Herrenstammtisch, der dreimal die Woche kam, wird mir fehlen. Ebenso die Veranstaltungen und das Vernetzen." Dass aus Unbekannten bei Ihr Freunde wurden, sei ein Lohn für ihre Arbeit, auf den sie gerne zurückblicken wird.
Neuer Pächter ab Juni
Im Sommer wird eine neue Pächterin in den ehemaligen Kapricho-Wänden Eröffnung feiern. Geplant ist auch ein Café. Nach welchem Konzept dieses ausgestaltet wird, wird sich zeigen. "Ich habe mit dem Kapricho auf jeden Fall versucht, mehr zu sein, als nur ein Café - und ich denke, das habe ich geschafft. Ich danke allen Gästen für ihr Vertrauen", sagt Rohner.