Erwin Sutter, bei der Kandidatur von Meister und Mathis für den Kantonsrat über die Liste der GLP kamen bereits erste Vermutungen auf, dass eine Fusion angestrebt werden könnte. Hat man die Fusionsgespräche aus diesem Grund wieder aufgenommen?
Die Vorgeschichte dazu geht schon länger: Wir hatten in den vergangenen Jahren immer wieder Anfragen seitens der GLP. Der Zeitpunkt erschien uns bereits vor den Kantonsratswahlen richtig, in erste Gespräche zu gehen. Jetzt haben wir das lang überlegte Vorhaben endlich zur Reife gebracht und umgesetzt. Das hatte aber nicht direkt etwas mit der Kandidatur von Mathis und Meister zu tun.
Sie haben im letzten Interview betont, dass man sich erst besser kennenlernen wollte und abwarten will, wie der Wahlkampf läuft, bevor man fusioniert. Wie waren Ihre Erfahrungen bezüglich der Zusammenarbeit mit der glp während der Kantonsratswahlen?
Die Zusammenarbeit war unkompliziert: Wir haben intensiv diskutiert, gute Gespräche gehabt – und mit der Zeit konnten wir uns einen Zusammenschluss immer besser vorstellen, weil die GLP ähnliches Gedankengut hat und ein guter Austausch herrschte. Am Wahlabend der Kantonsratswahlen haben wir im Pfalzkeller und an der anschliessenden Wahlfeier auch viele Vertreter der GLP kennengelernt – das hat unser positives Gefühl noch gestärkt.
Also gab es während des Wahlkampfes keine kritischen Momente?
Während der Zeit des Wahlkampfes haben wir nur positive Erfahrungen mit der GLP gemacht. Wir verhandelten vorwiegend mit Markus Portmann, Präsident der GLP Wahlkreis St. Gallen.
Was hat sich für die FLiG nun verändert?
Unsere Statuten, die wurden nun angepasst: Diese haben wir zusammen mit der GLP ausgearbeitet und dann an der HV darüber abgestimmt. Eine Änderung darin war der Name: Wir heissen jetzt GLP-FLiG - sind also die Ortspartei der GLP in Gossau. Und so werden wir auch politisieren: Das Gedankengut ist aber wie gesagt ähnlich, also verändert sich dahingehend nichts. Wir sind jetzt aber auch für Personen attraktiv, die die GLP kennen und sich dieser Partei nahe fühlen. Zudem können alle unsere Mitglieder neu kantonal und national politisieren, wenn sie wollen.
Sie sagten im letzten Interview, dass es den Mitgliedern wichtig sei, die Unabhängigkeit der FLiG gegenüber einer Mutterpartei zu erhalten, sollte es zu einer Fusion kommen. Wie stellen Sie diese sicher?
Wenn es um Gossau geht, geht es um das Wohl der Stadt - und da kann keine nationale Partei mitreden. Das ist auch nicht deren Anspruch. Die Mitglieder der GLP-FLiG sind alle aus Gossau-Arnegg, es politisieren künftig einfach noch mehr GLP-Anhänger mit uns. Aber wir müssen bei ortsspezifischen Themen keiner Mutterpartei Rechenschaft ablegen. Bei kantonalen und nationalen Themen, die ein völlig neues politisches Feld für uns sind, werden wir unsere Meinung einbringen.
Wieso wird die GLP im Namen vor der FLiG genannt?
Uns war es wichtig, dass der Name FLiG noch vorhanden ist, um Identität beizubehalten. Aber es war uns nicht wichtig als erstes zu stehen. Die Bekanntheit der GLP ist national, deswegen steht sie davor. Und sie ist die Mutterpartei, wir sind die Sektion Gossau.
Haben alle Mitglieder denn positiv auf die Namensänderung und Fusion reagiert?
Wir hatten eine Spurgruppe aus FLiG-Mitgliedern, die jeden Prozess vorbesprochen hat. Intern gab es gute Diskussionen zu allen Punkten und auch kritische Äusserungen. Von der GLP verhandelte wie gesagt Markus Portmann mit uns. Der Prozess war fliessend und transparent für alle. Durch das Einbinden aller Mitglieder konnten wir erreichen, dass am Ende alle mit gutem Gewissen dem Zusammenschluss zustimmen konnten.
Also gab es keine Austritte?
Es sind uns bisher lediglich zwei Austritte bekannt, dafür haben sich mehrere Interessierte gemeldet, die neu beitreten werden. Unsere Mitglieder sind davon überzeugt, dass wir als Orstpartei der GLP besser für die Zukunft gerüstet sind. Die FLiG war bei Neuzuzügern nie ein Begriff – die GLP-FLiG wird nun auch für diese leicht einzuordnen sein. Unser Wählerpotenzial wächst dadurch also an – und das Überleben der Partei ist langfristig gesichert.
Gibt es weitere Vorteile, die ihr euch von der Fusion erhofft?
Eine allgemeine Erhöhung des Bekanntheitsgrades, eine gesteigerte Motivation, uns zu wählen und, dass die Mitglieder die Möglichkeit erhalten, nun auch kantonal oder national zu politisieren. Da die GLP-FLiG eine gute Alternative für die ökologische Wählerschaft ist, hoffen wir natürlich auch auf mehr Stimmen bei Parlamentswahlen – und darauf, den einen oder anderen zusätzlichen Sitz zu gewinnen.
Gutes Stichwort. Die Wahlen in Gossau stehen kurz bevor: Werdet ihr als GLP-FLiG nun auch einen Stadtrat zur Wahl stellen?
Momentan gibt es dazu keine Bestrebungen, aber zu gegebener Zeit werden wir sicher für die Exekutive antreten. Wir wollen zukünftig definitiv einen Sitz im Stadtrat besetzen, aber aktuell sind wir noch nicht so weit – zudem ist ja auch kein Sitz vakant. Würde jedoch ein Kandidat kommen, der jetzt gerade antreten will, dann wäre es eine Überlegung wert. Dieser müsste jedoch aus den Neumitgliedern kommen.