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Gast-Kommentar
Drache-Füür
17.05.2024
17.05.2024 11:40 Uhr

"Apéro riche"

Kolumne auf Gossau24. Bild: jg
"Drache-Füür" vom 17. Mai 2024.

In Gossau ist «Sparen» das Wort der Stunde. Die Parteien führen «Sparen» ins Feld und verdonnern den Stadtrat zu einer «Budget-Sparrunde». Der Stadtrat gehorcht und lässt das Budgetdefizit von rund 1,8 Millionen Franken hokus pokus verschwinden. Allerdings: Wie das so mit dem Budget halt so ist – es wird eingehalten oder nicht. Genaues erfahren wir im Frühling 2025. Zwei Monate später beugt sich das Parlament über den vom Stadtrat auf Geheiss vorgelegten Bericht zur «Optimierung von Verwaltungsprozessen» und die dazugehörige Liste mit möglichen Sparmassnahmen. Die vorberatende Kommission geht ins Detail, tagt elf Mal und muss feststellen: Es gibt halt schon Ausgaben, die nicht einfach so gestrichen werden können. Bei einige Aufgaben der Stadt bestehe jedoch Potential – die Kommission rechnet und kommt auf 1,4 Millionen Franken Sparpotential. Das Parlament parliert ausgiebig über die Liste, erteilt zum Schluss aber keine konkreten Aufträge. Deutlich wird jedoch: Von Stadtrat wird erwartet, dass er die Empfehlungen der Kommission und die Anregungen aus der parlamentarischen Beratung aufnimmt und künftig bei der Budgetierung berücksichtig. Schau mer mal!
Sparen beginnt im Kleinen. Das lernt Hänschen schon im Kindergarten. Dass das Hans aber im späteren Leben durchaus einmal vergessen kann, kommt mir in den Sinn, als ich Gespräche über die Gründungsversammlung für den Jahrgängerverein 1961-70 verfolge. Über 130 Interessentinnen und Interessenten trafen sich Ende April in der Friedberg-Mensa, um (endlich) den jüngsten der Gossauer Jahrgängervereine zu gründen. Die Gründung verlief in Minne. In der allgemeinen Umfrage meldete sich der Gossauer Vereins-Häuptling Norbert Thaler zu Wort, gratuliert artig zur Gründung und eröffnet den staunenden Jung-Jahrgängerinnen und Jung-Jahrgängern, dass die Stadt die Kosten für Wurst, Brot und Getränk übernehmen wird. Die Überraschung wird mit Applaus verdankt, Die Schar der Neo-Vereinsmitglieder nimmt das Geschenk dankend entgegen - isst und trinkt, was das Buffet hergibt.
Unter den neuen Vereinsmitgliedern finden sich auch einige Mitglieder des Stadtparlamentes. Spätestens eine Woche später wird ihnen im Rahmen der oben geschilderten Spar-Diskussion hoffentlich in den Sinn gekommen sein, dass die Übernahme der Kosten für den Gründungsapéro eines Vereines mit Sicherheit nicht zu den Kernaufgaben der Stadt Gossau gehört. Aber vielleicht habe ich auch falsch hingehört und es verhält sich ganz anders! Es könnte ja auch sein, dass unser Stadtpräsident Wolfgang als Mitgründungsmitglied des Jahrgängervereins 1961-70 den Apéro riche aus dem eigen Spesen-Sack zahlen will – und sein Abgesandter hat es einfach etwas falsch formuliert…
Ein erholsames Pfingst-Wochenende wünscht Ihnen
Ihr Drago

Wehe, wenn er Feuer speit! In seiner Kolumne "Drache-Füür" kommentiert Drago auf Gossau24 jeden Freitag das Geschehen in Gossau - vor und hinter den Kulissen.

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