Der Verkehr in Gossau ist ein leidiges Thema – polarisierend, nervenaufreibend und für Gesellschaft und Politik hoch relevant: Dies zeigt auch die relativ hohe Teilnahme am Informationsabend. Über Jahre in Diskussion mit immer wieder neuen Ansätzen setzt die Stadt nun auf das Verkehrsmanagement im bestehenden Netz. Dieser Grundsatz wurde in der im März 2023 vom Parlament zur weiteren Bearbeitung empfohlenen Mobilitätsstrategie festgelegt. Die Mobilitätsstrategie gab damit die Stossrichtung vor, in welche das neue Gesamtverkehrskonzept (GVK) ausgearbeitet werden sollte. Im GVK wurden nun konkrete Massnahmen definiert, die es ermöglichen sollen, die Mobilitätsbedürfnisse mit dem heutigen Strassennetz siedlungsverträglich zu bewältigen.
Grundlagen vorgegeben
Das 2016 verabschiedete Stadtentwicklungskonzept sowie das kantonale Raumplanungskonzept und der kantonale Richtplan bilden weitere Grundpfeiler des GVK. „Wir konnten also nicht auf der grünen Wiese starten“, gibt Stadtpräsident Wolfgang Giella am Informationsanlass zu bedenken. „Dennoch haben wir zielgerichtete, lösungsorientierte Massnahmepakete definieren können, die zu einer Verbesserung des Verkehrsmanagement führen sollen.“ Ausgearbeitet wurde das GVK gemeinsam mit den Planungsbüros Kontextplan (Gesamtprojektleitung GVK) und der asa AG (Teilprojektleitung öV).
Mehrverkehr mit Fuss, Velo und öV abfangen
Für eine stadtverträgliche und energieeffiziente Mobilität sei ein verändertes Mobilitätsverhalten der Verkehrsteilnehmer unumgänglich. Das Ziel des GVK ist es, den motorisierten Individualverkehr (MIV) auf heutigem Niveau zu stabilisieren. Der zu erwartende Mehrverkehr (bis 2040: +17 % = 22‘000 Bewegungen täglich) soll von den energie- und flächeneffizienten Verkehrsträgern – also Fuss-, Velo-, Bus- und Bahnverkehr -aufgefangen werden.
Inhalte des GVK
Damit dies geschieht, wurden mehrere Teilkonzepte definiert: Abstimmung Siedlung und Verkehr, Fussverkehr, Veloverkehr, öV, MIV, Gesamtverkehr und Mobilitätsmanagement. Jeder dieser Metabereiche enthält ausgearbeitete Massnahmen, die nach und nach umgesetzt werden und so zu einer sukzessiven Erreichung des Gesamtziels führen sollen. Dafür grundlegend sieht die Stadt omnipräsente Verbesserungen im öV sowie Langsamverkehr im bestehenden Strassenraum.
Miteinander statt im Kampf
Bei der Ausarbeitung des GVK setzt die Stadt auf eine wirtschaftliche Orientierung und die partizipative Planung. „Wir müssen eine zukunftsfähige Verkehrsentwicklung anstreben, die auf die städtebauliche Entwicklung angepasst ist und von allen gemeinsam getragen wird“, sagt Giella. Es sei essenziell, die Massnahmen gemeinsam mit der Bevölkerung final zu definieren, um so die breite Unterstützung zu finden, denn die Umsetzung können nicht nur vom Schreibtisch aus geschehen: „Der Prozess wird bis zu 15 Jahre dauern – wir wollen keinen Kampf gegeneinander“, sagt Giella und spielt damit auf die Streitereien zwischen Fussgängern, Velo- und Autofahrern in Zürich an.
Interaktiver Postenlauf
Am Infoanlass wurde das Publikum in Gruppen aufgeteilt und durchlief fünf Posten, die je ein Teilkonzept behandelten. An den Posten erklärte eine Fachperson seitens Stadt oder der Planungsbüros die Massnahmen und stand für Fragen bereit. „Das Ziel des Postenlaufs ist, dass alle sich heute Abend ein gutes Bild machen und dann kritisch und konstruktiv am Mitwirkungsverfahren teilnehmen können“, sagt Giella. Innerhalb der Veranstaltung wurde man zudem aufgefordert mittels QR-Code an Kurzumfragen teilzunehmen.