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Drache-Füür
09.08.2024
08.08.2024 17:51 Uhr

"Wolfgang von Giella?"

Kolumne auf Gossau24. Bild: jg
"Drache-Füür" vom 9. August 2024.

Johann Wolfgang Goethe war ein begeisterter Wanderer. Anfang September 1780 weilte er auf dem Kickelhahn, dem mit 861 Metern höchsten Berg des Thüringer Waldes. Nach einigen Tagen in der Abgeschiedenheit einer Jagdaufseher Hütte schrieb Goethe am Abend des 6. Septembers 1780 mit einem Bleistift ein kurzes Gedicht an die Holzwand seines Schlafgemachs:
Ueber allen Gipfeln
Ist Ruh',
In allen Wipfeln
Spürest Du
Kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur! Balde
Ruhest du auch.

Diese in der Schule auswendig gelernten Zeilen kommen mir in den Sinn, als ich letztes Wochenende einen Spazierflug über unsere Fürstenländer Metropole unternehme. Kaum sind Fussgänger unterwegs, Autos nur im Minutentakt, einige Velofahrer, ab und zu ein streunender Hund oder eine Katze. In den Auslagen der verbliebenen Fachgeschäfte dominieren die Betriebsferien-Plakate. Auch das Freibad ist nur mager gefüllt, die Amtsstellen arbeiten im Sparbetrieb. Es ist offensichtlich: Die Stadt Gossau ruht, erholt sich vom Stress des 1200-Jahr-Jubiläums.
1782 wurde Johann Wolfgang Goethe geadelt – nicht zuletzt wegen seinem Gipfel-Ruh-Gedichtlein. Von da an durfte er sich «von Goethe» nennen. Zu Recht: So viel Weisheit in so wenigen Worten, das ist schon ein «von» wert. Ob unser «Wolferl» auch einmal geadelt werden wird? Wer weiss. Wolfgang von Giella würde aber wirklich gut tönen. Nur bis es so weit ist, muss er sich schon noch ein wenig Mühe geben. Folgt nach der «grossen Ruhe» die sinnstiftende Unruhe? Mal schauen.
Ein sonniges letztes Ferien-Wochenende wünscht Ihnen
Ihr Drago

Wehe, wenn er Feuer speit! In seiner Kolumne "Drache-Füür" kommentiert Drago auf Gossau24 jeden Freitag das Geschehen in Gossau - vor und hinter den Kulissen.

Drago
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