Pünktlich und lockeren Schrittes kommt Marc Schäfer zum Interviewtermin. Als Marketing- und PR-Fachmann fällt es ihm leicht mit Menschen ins Gespräch zu kommen und die richtigen Worte zu finden. Ein bisschen angespannt macht ihn die politische Wahl jedoch schon, wie man zwischen den Zeilen merkt. Auch wenn er kein unbeschriebenes politisches Blatt ist: Von 2009-2012 hielt er Einsitz im Gemeinderat Andwil. Damals hat er einen guten Einblick in die Geschäfte und Prozesse des Gemeindeapparats bekommen – auch wenn seitdem schon über 10 Jahre vergangen sind und sich einiges getan hat, findet er die Arbeit nach wie vor reizvoll.
Stark involviert
„Am Ende der Legislatur 2012 gab es eine Reorganisation und ich musste den höheren Zeitaufwand mit meinem Aufwand an der Arbeit und meinem Wunsch, auch Zeit mit der Familie zu verbringen, abwägen“, erklärt Schäfer. Damals war er bereits als Geschäftsführer der Shopping-Arena St.Gallen tätig. „Mein Job hat mir nach und nach immer Zusatzaufgaben beschert, u. a. auch die Liegenschaftsverwaltung und das Management vom Center Moos. Ich war sehr involviert und als Generalist überall beteiligt“, erklärt er. Das habe ihm Spass gemacht, ihm aber sehr viel Einsatz abverlangt.
Prioritäten setzen
„Dann blieb keine Kapazität mehr zur weiteren Ausführung eines Amtes im Gemeinderat, selbst wenn ich gerne noch Mal angetreten wäre.“ Alle freien Minuten wollte Schäfer als Familienmensch mit seiner Frau und den beiden Kindern verbringen. „Man kann sich nicht komplett zerteilen, sondern muss Prioritäten setzen. Sonst macht man alles nur halbherzig“, begründet er seinen Entschluss. Gefallen hat ihm die damalige Arbeit im Rat jedoch sehr, weswegen er sich heute auch gut vorstellen kann, als Gemeindepräsident anzutreten.
Parallelen zum Amt
Sein vorheriger Job bei der Arena habe Parallelen zum Amt: „Meine Arbeit mit einem kleinen Verwaltungsteam und vielen Koordinationsaufgaben war dem eines Gemeindepräsidenten sehr ähnlich“, sagt Schäfer. Darüber hinaus sei sein diplomatisches Geschick immer entscheidend gewesen, um möglichst alle Interessen der unterschiedlichsten Anspruchsgruppen unter einen Hut zu bringen. „Als Gemeindepräsident ist ebenfalls ein Mensch gefragt, der Austausch will und fördert – und darauf gründend zu einer Meinung kommt.“
Kooperativ führen
Ein herausstechendes Persönlichkeitsmerkmal von Schäfer? Er stellt sich nicht als Experte dar und fragt nach, wenn er etwas nicht weiss. Etwas nicht zu wissen, empfindet er nicht als Schwäche, sondern als Vorteil, um dazuzulernen. „Ich kann und muss nicht alles wissen. Ich denke, als Manager – egal ob der Gemeinde oder eines Unternehmens – ist es wichtig, die Informationen von seinen Experten aufzunehmen, Situationen zu spiegeln und gemeinsam zu einer voranbringenden Antwort zu kommen.“ Er trete lieber als Coach auf, der die richtigen Fragen stellt, um dann die Probleme gemeinsam mit seinen Profis zu lösen. „Dieser kooperative Führungsstil wurde immer sehr geschätzt - ich würde diesen auch als Gemeindepräsident so leben.“
Nachhaltig unterwegs
Vergangenes Jahr kündigte er seine Stelle bei der Shopping Arena: „Ich wollte nach 16 Jahre eine Auszeit nehmen, reflektieren und dabei das Leben geniessen.“ Dafür hat er unter anderem eine einwöchige Helferwoche auf der Chamhaldenhütte in Urnäsch absolviert – Kost und Logie gratis im Austausch gegen körperliche Arbeit beim Wald aufräumen. „Es war zwar zeitweise wirklich anstrengend, aber auch mal was ganz anderes als die Büroarbeit“, so Schäfer. Auch beim Velofahren findet er Entspannung: Im vergangenen „Sabbat-Jahr“ absolvierte der 59-jährige innerhalb von fünf Wochen eine 1‘800 Kilometer lange Rennvelotour von der Schweiz bis an die Ostsee – zurück ging es dann mit dem Nachtzug. „Auch um die solide deutsche Bierkultur besser kennenzulernen“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Doch jetzt sei es für ihn Zeit, wieder aktiv zu werden.