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Wahlen 2024 Gemeinde Andwil
26.08.2024
28.08.2024 20:43 Uhr

Kein Plan B – voller Einsatz nur für die Gemeinde Andwil

Bild: zVg / gossau24.ch
Am 22. September entscheidet die Andwiler Bevölkerung, wer in Zukunft die Gemeinde präsidieren wird. Dabei kommt es zu einer Kampfwahl zwischen dem amtierenden Gemeindepräsidenten und SVPler Toni Thoma und dem Kandidaten der Mitte Marc Schäfer. Doch was für ein Mensch verbirgt sich hinter dem neuen Kontrahenten auf dem Spielfeld der Gemeindewahlen?

Pünktlich und lockeren Schrittes kommt Marc Schäfer zum Interviewtermin. Als Marketing- und PR-Fachmann fällt es ihm leicht mit Menschen ins Gespräch zu kommen und die richtigen Worte zu finden. Ein bisschen angespannt macht ihn die politische Wahl jedoch schon, wie man zwischen den Zeilen merkt. Auch wenn er kein unbeschriebenes politisches Blatt ist: Von 2009-2012 hielt er Einsitz im Gemeinderat Andwil. Damals hat er einen guten Einblick in die Geschäfte und Prozesse des Gemeindeapparats bekommen – auch wenn seitdem schon über 10 Jahre vergangen sind und sich einiges getan hat, findet er die Arbeit nach wie vor reizvoll.

Stark involviert

„Am Ende der Legislatur 2012 gab es eine Reorganisation und ich musste den höheren Zeitaufwand mit meinem Aufwand an der Arbeit und meinem Wunsch, auch Zeit mit der Familie zu verbringen, abwägen“, erklärt Schäfer. Damals war er bereits als Geschäftsführer der Shopping-Arena St.Gallen tätig. „Mein Job hat mir nach und nach immer Zusatzaufgaben beschert, u. a. auch die Liegenschaftsverwaltung und das Management vom Center Moos. Ich war sehr involviert und als Generalist überall beteiligt“, erklärt er. Das habe ihm Spass gemacht, ihm aber sehr viel Einsatz abverlangt.

Prioritäten setzen

„Dann blieb keine Kapazität mehr zur weiteren Ausführung eines Amtes im Gemeinderat, selbst wenn ich gerne noch Mal angetreten wäre.“ Alle freien Minuten wollte Schäfer als Familienmensch mit seiner Frau und den beiden Kindern verbringen. „Man kann sich nicht komplett zerteilen, sondern muss Prioritäten setzen. Sonst macht man alles nur halbherzig“, begründet er seinen Entschluss. Gefallen hat ihm die damalige Arbeit im Rat jedoch sehr, weswegen er sich heute auch gut vorstellen kann, als Gemeindepräsident anzutreten.

Parallelen zum Amt

Sein vorheriger Job bei der Arena habe Parallelen zum Amt: „Meine Arbeit mit einem kleinen Verwaltungsteam und vielen Koordinationsaufgaben war dem eines Gemeindepräsidenten sehr ähnlich“, sagt Schäfer. Darüber hinaus sei sein diplomatisches Geschick immer entscheidend gewesen, um möglichst alle Interessen der unterschiedlichsten Anspruchsgruppen unter einen Hut zu bringen. „Als Gemeindepräsident ist ebenfalls ein Mensch gefragt, der Austausch will und fördert – und darauf gründend zu einer Meinung kommt.“

Kooperativ führen

Ein herausstechendes Persönlichkeitsmerkmal von Schäfer? Er stellt sich nicht als Experte dar und fragt nach, wenn er etwas nicht weiss. Etwas nicht zu wissen, empfindet er nicht als Schwäche, sondern als Vorteil, um dazuzulernen. „Ich kann und muss nicht alles wissen. Ich denke, als Manager – egal ob der Gemeinde oder eines Unternehmens – ist es wichtig, die Informationen von seinen Experten aufzunehmen, Situationen zu spiegeln und gemeinsam zu einer voranbringenden Antwort zu kommen.“ Er trete lieber als Coach auf, der die richtigen Fragen stellt, um dann die Probleme gemeinsam mit seinen Profis zu lösen. „Dieser kooperative Führungsstil wurde immer sehr geschätzt - ich würde diesen auch als Gemeindepräsident so leben.“

Nachhaltig unterwegs

Vergangenes Jahr kündigte er seine Stelle bei der Shopping Arena: „Ich wollte nach 16 Jahre eine Auszeit nehmen, reflektieren und dabei das Leben geniessen.“ Dafür hat er unter anderem eine einwöchige Helferwoche auf der Chamhaldenhütte in Urnäsch absolviert – Kost und Logie gratis im Austausch gegen körperliche Arbeit beim Wald aufräumen. „Es war zwar zeitweise wirklich anstrengend, aber auch mal was ganz anderes als die Büroarbeit“, so Schäfer. Auch beim Velofahren findet er Entspannung: Im vergangenen „Sabbat-Jahr“ absolvierte der 59-jährige innerhalb von fünf Wochen eine 1‘800 Kilometer lange Rennvelotour von der Schweiz bis an die Ostsee – zurück ging es dann mit dem Nachtzug. „Auch um die solide deutsche Bierkultur besser kennenzulernen“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Doch jetzt sei es für ihn Zeit, wieder aktiv zu werden.

Bild: pd/Marc Schäfer
Bild: pd/Marc Schäfer
Bild: pd/Marc Schäfer

Kandidatur von aussen angestossen

„Ich habe gesehen, was in Andwil läuft – wohne seit über 20 Jahren dort. Wir haben viel Potenzial und es stehen spannende Projekte ins Haus.“ Zu seiner Kandidatur sei es gekommen, da ihn viele Andwiler auf eine Kandidatur angesprochen hätten: „Du hast doch jetzt Zeit und Andwil liegt dir am Herzen“, habe es auch ausserhalb der Mitte-Parteikreise geheissen. Darüber hinaus hätten einige Bürger auch Sorge geäussert: Thoma hat sich bereits zweimal auf Ämter in anderen Gemeinden beworben, so dass einige Andwiler seinen Weggang in naher Zukunft für wahrscheinlich halten. Sie sehnen sich nach Kontinuität und einer langfristigen Lösung, so Schäfer.

Mehr Stabilität für Andwil – ohne Plan B

„Meine Entscheidung ist dann im Oktober 2023 zum ‚Ja‘ gereift und auch die Partei hat diesen unterstützt.“ Denn in der Mitte blieb Schäfer auch nach seinem Amt im Gemeinderat und präsidierte diese während insgesamt sieben Jahren. Sollte er gewählt werden, will er mindestens zwei Legislaturen zur Verfügung stehen. „Ich will, dass die Wähler sich sicher sein können, dass ich auch nach vier Jahren noch Energie und Herzblut für Andwil habe, um erneut anzutreten.“ Zumal viele Projekte länger als eine Legislatur dauern würden. „Gemeindepräsident zu sein, ist mein Wunsch – einen Plan B gibt es nicht. Ich will das jetzt machen – und nur das“, sagt Schäfer.

Workshops mit dem Gemeinderat

Als neuer Gemeindepräsident sieht er einige Themen, die man angehen könnte: Unter anderem müsse das Gemeindehaus renoviert und auch unter energetischen Aspekten betrachtet erneuert werden, für den Werkhof müsse eine Gesamt-Strategie definiert und die Zusammenarbeit und Austausch mit der Schule, insbesondere unter dem Aspekt des Um- und Neubaus, verbessert werden.  „Für konkrete Massnahmen würde ich gerne Workshops mit dem Gemeinderat machen, um dann die Projekte gemeinsam zu erarbeiten und zu priorisieren.“ Auch beim Flyer verteilen habe er mehrere Stimmen aus der Bevölkerung aufgenommen, die er dann in diesen einfliessen lassen wollen würde.

Austausch fördern

Viel Verbesserungspotenzial sieht Schäfer vor allem auch in der internen und institutionellen Zusammenarbeit: „Ich würde gerne intensiv den Austausch und regelmässige Treffen – in welcher Form auch immer - fördern, denn man muss eng zusammenarbeiten, um die Leute abzuholen“, so Schäfer. Einen konkreten Fahrplan dafür habe er noch nicht: „Dieser muss dann gemeinsam mit allen Ansprechpartnern definiert werden.“

Angestellte motivieren

Am Job des Gemeindepräsidenten reizen ihn vor allem die Vielseitigkeit und Diversität: „Es gibt überall Optimierungspotenzial und man muss sich breit informieren und eine Meinung dazu bilden. Das ist spannend.“ Er freue sich schon auf die Einarbeitungszeit und darauf, die neuen Materien kennenzulernen, sofern er gewählt würde. Zudem liebt Schäfer es, Personal zu führen und zu motivieren: „Ich denke, jeder braucht Freude bei der Arbeit, um engagiert zu sein und gute Leistungen zu erbringen. Dafür müssen sich alle gebraucht und mit ihrer Meinung respektiert und gehört fühlen.“ 

Vanessa Vogt
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