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Waldkirch
27.08.2024

Hoffnung auf klaren Sieger im ersten Wahlgang

Aurelio Zaccari ist noch amtierender Gemeindepräsident Waldkirch. Wer wird wohl seine Nachfolge antreten? Bild: zVf.
Am Dienstag, 27. August, findet das Podium zur Wahl des neuen Gemeindepräsidenten in Waldkirch statt: Auch Aurelio Zaccari wird sich dann ein besseres Bild zu den antretenden Kandidaten machen können. Was ihn als abtretenden Gemeindepräsidenten in seinen letzten Amtsmonaten noch bewegt und wie seine Zukunft aussehen könnte, verrät er im Interview mit Gossau24.

Aurelio Zaccari, Sie haben im März offiziell bekannt gegeben, dass Sie auf die Gesamterneuerungwahlen hin nicht mehr antreten: Wie geht es Ihnen nach diesem Entscheid?

Es ist gut, dass es jetzt offiziell ist. Mir war wichtig, dass die Parteien genug Zeit haben, geeignete Kandidaten zu finden. Ich wünsche mir, dass es auch nach meiner Zeit, positiv für Waldkirch weitergeht – wir haben viel erreicht in den vergangenen Jahren. Ich wünsche mir, dass mein Nachfolger die offenen Projekte gut weiterführt – dafür ist natürlich auch eine gute Übergabe wichtig.

Die Wahlen sind am 22. September. Der Nachfolger steht allenfalls auch erst später zur Verfügung. Wie wollen Sie eine gute Übergabe sicherstellen?

Idealerweise wird im September schon ein Kandidat gewählt – sollte es erst im zweiten Wahlgang einen Sieger geben, würde es sehr sportlich. Vor allem, wenn dieser nicht am 1.1.2025 starten könnte. Da ich aber ab 1. Januar nicht aus der Welt sein würde, könnten wir auch da eine Lösung finden. Operativ weiss ich, dass auch ohne Gemeindepräsident auf Grund der eingespielten Geschäftsleitungsstrukturen alles ordentlich läuft. Aber mir ist es wichtig, dass die offenen Projekte ordentlich übergeben werden und der neue Gemeindepräsident frühzeitig Einblick erhält.

Welche Projekte sind denn noch offen?

Allgemein sind wir hinsichtlich unserer Legislaturziele bis Ende Jahr ausserordentlich gut unterwegs. Natürlich gibt es aber Projekte, deren Abschluss noch länger dauert, die ich ordentlich aufbereitet übergeben will: Ganz vorne mit dabei ist da die Ortsplanungsrevision, die aktuell beim kantonalen Baudepartement hängig ist. Es gab Rekurse, die erst gelöst werden müssen, damit Baureglement und Zonenplan in Kraft treten können. Der ganze Prozess läuft seit vielen Jahren und blockiert die ganze Gemeinde. Investoren bauen nicht und Wohnraum kann nicht geschaffen werden. Es ist sehr mühsam.

Auch die strategische Ausrichtung der technischen Betriebe Waldkirch, die Sanierungen des Schulhauses und der Mehrzweckhalle in Bernhardzell, die Renovierung oder der Neubau des Mehrzweckgebäudes Waldkirch, die neue Gemeindewebseite, die Überarbeitung des Jugendleitbildes, das Projekt Altersversorgung und die Auswertung des Pilotprojekts zum Familienzentrum inklusive Entscheid zum weiteren Vorgehen müssen noch abgeschlossen werden.

Macht Ihnen das Bedenken, diese aufgegleisten Projekte nicht abschliessen zu können?

Die langen Verfahren auf den verschiedenen Staatsebenen haben mich als Gemeindepräsident immer beschäftigt. Es ist eben nicht so, dass man etwas entscheidet, und dann kann es zeitnah umgesetzt werden. Die Verfahren brauchen Zeit, eine breite Zustimmung und es folgen bestimmte Abläufe und Prozesse. Das hält mitunter auf, ist aber richtig und wichtig, um alle Stakeholder und auch die Bevölkerung abzuholen. Es war mir also immer klar, dass ich irgendwann offene Projekte übergeben werde. Genau aus diesem Grund ist mir eine rechtzeitige und strukturierte Übergabe ja auch so wichtig.

War Ihnen denn auch schon eher klar, dass Sie nicht immer Gemeindepräsident in Waldkirch bleiben?

Ich persönlich denke, es ist für die Entwicklung von Gemeinden wichtig, dass der Präsident immer mit Herzblut hinter der Sache steht und Ideen einbringt. Das habe ich auch im Wahlkampf vor acht Jahren betont. Es sollte gar nicht erst zu eingefahrenen Strukturen und einer „Das packe ich nicht mehr an, haben wir schon versucht“-Mentalität kommen. Der Entscheid, nach zwei Legislaturen nicht mehr anzutreten, kam aber eher des Zeitpunktes wegen: Ich bin immer noch begeistert, voll dabei und will etwas bewirken. Aber ich merke, dass ich auch noch Mal etwas anderes machen will – dass ich Veränderung brauche. In vier Jahren wäre ich 58 – und dann sehe ich da nicht mehr so viele Möglichkeiten. Ich wollte nicht Gefahr laufen, dass ich irgendwann das Amt ausübe, nur weil ich keine andere Entwicklungsmöglichkeit mehr sehe.

Und die sehen Sie jetzt aber noch?

Auf jeden Fall! Mich haben zusätzlich zu meinen Ideen auch mehrere interessante Angebote erreicht. Ich bin darüber hinaus auch nicht abgeneigt, eine Selbstständigkeit aufzunehmen. Vor meiner Tätigkeit als Gemeindepräsident habe ich bei der Polizei gearbeitet und interessante Positionen besetzt – selbst diese Arbeit im Rahmen einer Führungsposition könnte ich mir wieder vorstellen.

Aber konkret ist noch nichts?

Nein. Ich bin momentan noch am Sammeln der Angebote und Sortieren der Möglichkeiten. Im Herbst werde ich eine Auslegeordnung machen. Ich denke, spätestens im Oktober werde ich eine Entscheidung fällen.

Wäre ein Präsidium für eine andere Gemeinde oder eine Stadt denn auch eine Option?

Ich schliesse das nie vollkommen aus – es gab sogar schon zwei konkrete Angebote, jedoch mit sehr kurzen Eingabefristen für die Bewerbung. Aber momentan schlägt mein Herz für mein jetziges Amt. Ich will sichergehen, dass Waldkirch mit einem guten Nachfolger in die Zukunft startet, denn die Gemeinde liegt mir am Herzen.

Sie haben mal gesagt, dass ihnen im Amt oft die positiven Feedbacks und die Wertschätzung gefehlt haben. Denken Sie, das wäre in anderen Städten oder Gemeinden anders?

Ich glaube, diesem Phänomen begegnen wir überall: Wenn es gut läuft, sagt man nichts, denn man erwartet irgendwie auch, dass es so ist. Erst wenn etwas negativ ist oder zum Nachteil einer Person geschieht, wird Protest laut. Insbesondere bei den Personen, die sich in Gemeinden oder Städten engagieren, fällt mir einfach auf, dass ungefragt wenig positive Rückmeldungen kommen. Kritiker hingegen hat es auf jeder Versammlung – wobei konstruktive Kritik immer willkommen ist – und die sind immer lauter als die zufriedenen Stimmen. Aber damit lernt man umzugehen. Man kann es nie allen recht machen – und das ist normal und zu akzeptieren.

Was sagen die Bürger oder auch Kollegen zu Ihrem ausscheiden als Gemeindepräsident?

Viele Kollegen aus anderen Gemeinden und auch Mitbürgerinnen und Mitbürger haben es bedauert, da die Zusammenarbeit immer sehr gut funktioniert hat. Wir hatten einen guten Austausch. Da ist es immer schade, wenn jemand geht und man sich erst wieder umgewöhnen muss. Aber die Bevölkerung hat Verständnis für meinen Entscheid im Hinblick auf mein Alter und dem Wunsch nochmal etwas Neues anzupacken – ich habe viele positive Worte gehört. Insbesondere drei unerwartete Rückmeldungen von eher kritischen Personen haben mich bewegt. Ich hätte nie gedacht, dass gerade diese Personen meinen Weggang bedauern und positive Abschiedsworte für mich haben.

Ihre zwei potenziellen Nachfolger sind nun bekannt: Wie sehen Sie die Chancen von Mathias Gehring als ehemaliger Präsident von Hauptwil und vom einheimischen Bürger Pirmin Strauss-Sutter?

Beide Kandidaten sind Unternehmer, haben also Führungserfahrung: Zwischen dem Führen einer Gemeinde und dem Führen eines Unternehmens liegen jedoch Welten – was aber nicht heisst, dass es keine Parallelen gibt. Ausschlaggebend für eine Wahl sind aber auch die Sozialkompetenzen und die Interaktion mit den Bürgerinnen und Bürgern. Am 27. August findet ein Podium statt, an dem sich die Bevölkerung selbst ein Bild machen kann.

Vanessa Vogt
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