Als konkreten Beitrag zur Energiewende haben die Technischen Betriebe Flawil (TBF) vor über einem Jahr eine Machbarkeitsstudie und ein Vorprojekt in Auftrag gegeben, um mit der Wärme aus dem gereinigten Abwasser der ARA Oberglatt einen Teil von Flawil mit Fernwärme zu versorgen. Das Vorprojekt bestätigt die technische und wirtschaftliche Machbarkeit und zeigt auf, dass das Projekt in den nächsten fünfzehn Jahren mit einem Gesamtkredit von rund 43 Millionen Franken umgesetzt werden kann. Zusätzlich zur erheblichen Senkung des CO2-Ausstosses entsteht auch ein ökologischer Mehrwert durch die Abkühlung des gereinigten Abwassers, welches in die Glatt eingeleitet wird. Bereits im Oktober 2024 soll der Baustart mit dem Verlegen der ersten Fernwärme-Hauptleitung in der St.Gallerstrasse erfolgen.
Vorprojekt erfolgversprechend
Die Resultate aus dem Vorprojekt sind vielversprechend und durchwegs positiv. Die Analyse hat bestätigt, dass der Standort der Energiezentrale auf dem Gelände der ARA möglichst unmittelbar in Nähe der Wärmequelle liegen soll. Im Verlauf des Vorprojekts hat der Abwasserverband Flawil-Degersheim-Gossau (AVFDG) der Wärmegewinnung aus dem gereinigten Abwasser der ARA Oberglatt grundsätzlich zugestimmt. Nun liegen ein verfeinertes technisches Konzept, ein aktualisiertes Projektbudget, sowie der Businessplan vor. Die Kosten des Projekts konnten nochmals reduziert werden und betragen im Endausbau der Fernwärme Flawil, also in 10 bis 15 Jahren, rund 43 Millionen Franken. Als wichtiger Meilenstein konnte auch die Finanzierung des Projekts mit der Flawiler Niederlassung der St.Galler Kantonalbank vereinbart werden.
Grünes Licht für die Ausführung
Der Verwaltungsrat der TBF hat sich in den vergangenen zwei Jahren mehrmals intensiv mit dem Projekt «Fernwärme Flawil» auseinandergesetzt. Dabei ist er zur Überzeugung gekommen, dass der erhebliche ökologische Nutzen für Flawil die Umsetzung der Fernwärme Flawil rechtfertigt, auch wenn mit dem Projekt einige Risiken nicht ausgeschlossen werden können. Der Verwaltungsrat hat in der Folge im August beschlossen, das Projekt mit geplanten Gesamtkosten von 43 Millionen Franken umzusetzen und 6,3 Million Franken für die weitere Detailplanung sowie erste Ausführungsarbeiten freizugeben.
Wettlauf mit der Zeit
Die ökologischen und wirtschaftlichen Ziele der Fernwärme Flawil werden nur erreicht, wenn sich im Versorgungsperimeter möglichst viele Liegenschaften anschliessen. Da der Umbau der Wärmeversorgung zielbewusst vorangetrieben werden soll, müssen die TBF das Projekt möglichst rasch umsetzen. Darum hat der Verwaltungsrat Teile des Projektes freigegeben, obwohl noch nicht alle Bewilligungen für die Wärmezentrale und die Wärmeleitungen vorliegen. Die Gespräche im Zusammenhang mit dem Standort und der Baubewilligung der Energiezentrale auf dem Areal der ARA Oberglatt laufen und sind auf gutem Wege.
Zeitplan und Projekt-Eckdaten
Der Baustart für das Netz erfolgt noch dieses Jahr per Ende Oktober. Die erste Etappe wird in der St.Gallerstrasse, auf dem Abschnitt Lindenstrasse bis Feldhofstrasse, realisiert. Danach sollen die Hauptleitungen bis 2031 jedes Jahr um rund einen Kilometer erweitert werden. Parallel zum Ausbau der Hauptleitung erfolgt jeweils der Ausbau des Verteilnetzes, damit die Liegenschaften an einer Strasse möglichst zeitnah angeschlossen werden können. So werden Einschränkungen durch Fernwärme-Baustellen in den kommenden Jahren möglichst minimiert. Mit dem Bau der Energiezentrale soll 2025 begonnen werden. Die erste Wärmelieferung ab der Energiezentrale ARA Oberglatt soll in der Heizperiode 2027/2028 erfolgen. Für Liegenschaften, die vor diesem Zeitpunkt Wärme benötigen, wird jeweils eine Versorgung ab Provisorium geprüft. Die Kosten für allfällige Provisorien in den ersten Betriebsjahren, bis die Energiezentrale liefern kann, sind in der Kreditfreigabe über die 6.3 Millionen Franken enthalten. Im Endausbau sind es rund 300 Liegenschaften, vorwiegend im Zentrum von Flawil, die jährlich mit 23 Gigawattstunden Wärme versorgt werden.
Fernwärme und Gasversorgung
Gemäss Konzept wird die Wärme zu 95 Prozent aus Abwärme der ARA Oberglatt gewonnen. Falls an kalten Wintertagen die Abwärme nicht ausreicht, wird zur Deckung der Spitzenlast vorzugsweise Biogas eingesetzt. Damit kann die Fernwärme Flawil das angestrebte Ziel, 100 Prozent erneuerbare Energie zu liefern, erreichen.
Die Fernwärme Flawil wird wegen der beschränkten Netzgrösse nicht alle mit fossilen Energieträgern betriebenen Heizsysteme ablösen können. Aus diesem Grunde wird die Gasversorgung für die Versorgungssicherheit in Flawil vorerst weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Die TBF werden alles daransetzen, den Anteil an Biogas und allenfalls an synthetischem Gas kontinuierlich zu steigern.
Top informiert dank Projektwebseite
Informationen und Details zum Projekt können alle Interessierten auf der neuen Projektwebseite waerme.tbflawil.ch abrufen. Hier gibt es nebst allgemeinen und projektspezifischen Neuigkeiten auch einen Anschluss-Prüfer. Dieser zeigt schnell und unkompliziert, ob eine Liegenschaft innerhalb des Fernwärme-Perimeters liegt, ab wann Wärme verfügbar ist und mit welchen Anschlusskosten in etwa zu rechnen ist.
Am Abend des 3. Dezembers 2024 planen die TBF zudem eine öffentliche Informationsveranstaltung für alle interessierten Personen. Nebst Informationen zum Projekt und Anschauungsmaterial zum Thema Fernwärme, wird es die Möglichkeit geben, sich direkt mit den zuständigen Mitarbeitenden der TBF auszutauschen.