In der Schweiz gibt es nur eine Handvoll Personen, die vom OL-Sport leben können. Die Spitzenathleten Simona Aebersold, Daniel Hubmann und der vorübergehend zum Marathon gewechselte Olympiateilnehmer Matthias Kyburz sind die bekanntesten. Zu ihnen gehört ebenfalls der 62-jährige Ostschweizer Beat Imhof. Er ist als OL-Kartenaufnehmer in der ganzen Schweiz unterwegs und hat auch die Karte «Neuchlen» neu aufgenommen. Wie ist es dazu gekommen, das Hobby zum Beruf zu machen? «Mein älterer Bruder nahm regelmässig mit dem Turnverein an Orientierungsläufen teil. Fasziniert haben mich vor allem seine Wettkampfkarten, welche danach in seinem Zimmer herumlagen, weniger das Laufen. So habe ich meine erste Karte gezeichnet, bevor ich je einmal an einem Wettkampf teilgenommen hatte», beschreibt das Gründungs- und Ehrenmitglied des grössten Ostschweizer OL-Vereins OL Regio Wil den Beginn seiner Profikariere als OL-Kartograf. Es dauerte aber über vierzig Jahre, bis der gebürtige Thurgauer tatsächlich vom Kartenzeichnen leben konnte. Nach dem Studium als Agronom führte Imhof unter anderem einen Bauernhof, war Schulratspräsident und Mitglied des Thurgauer Grossen Rats. Parallel zum Landwirtschaftsbetrieb war er aber schon früh in der ganzen Schweiz als leidenschaftlicher OL-Kartenaufnehmer unterwegs.
Mehr als eine Arbeitswoche für eine OL-Karte
Imhof beschreibt seinen «Berufsalltag» folgendermassen: «Als Erstes bereite ich die Grundlagen vor. Diese bestehen aus Vermessungsdaten, Luftbildern sowie Laser-Höhendaten, mit welchen sich Höhenkurven und Vegetation darstellen lassen. Mit Wanderausrüstung begebe ich mich damit ins Gelände und durchkämme dieses ziemlich systematisch. Es gibt kaum eine Are, welche ich nicht gesehen haben darf, weil ja überall ein Stein, ein kleiner Zaun oder weitere Objekte stehen können, welche auf den Grundlagen nicht zu erkennen sind. Pro Quadratkilometer laufe ich so rund fünfzig Kilometer ab. Auf dem mitgeführten Tablett skizziere ich unterwegs die Details. Zuhause zeichne ich mit einem speziellen PC-Programm die fertige OL-Karte aufgrund der Aufnahme-Skizzen.»
So kommen allein für die Aufnahme einer OL-Karte rund 25 Stunden zusammen und für das Zeichnen pro Quadratkilometer nochmals rund 15 Stunden für eine Waldkarte, respektive 45 Stunden für eine Dorfkarte. In diesem Jahr tragen unter anderen die OL-Karten vom nationalen OL im Hoch-Ybrig, von der Schweizermeisterschaft im Sprint-OL in Einsiedeln oder vom Weltcup-Wochenende in Olten die Handschrift von Imhof. Nebst ihm gibt es nur noch einen zweiten professionellen OL-Kartenaufnehmer in der Schweiz.