Die Frage nach den Gründen für die Untervertretung der weiblichen Seite stelle ich mir nicht nur bei unserem Stadtparlament, sondern auch, wenn ich die Zusammensetzung von Verwaltungsräten anschaue. Vorab möchte ich aber allen Frauen ein Dankeschön aussprechen, die sich in der Politik und in Verwaltungsräten engagieren.
Doch weshalb lässt sich diese Quote nicht erhöhen oder kommunal betrachtet, weshalb sind ab 2025 nur sechs Frauen im Gossauer Stadtparlament, obwohl 24 Frauen kandidierten?
Aus der Sicht der politischen Gruppe des Frauennetzes ist dies enttäuschend, es wird ab 2025 in Gossau eine Frau weniger im Parlament und eine weniger im Schulrat vertreten sein als in der derzeitigen Legislatur-Periode.
Dazu können und werden immer wieder verschiedene Gründe genannt: Wir Frauen seien schwieriger zu überzeugen, überlegten länger und wägten Entscheidungen (zu) vorsichtig ab. Trotzdem haben sich viele Frauen in Gossau einen Sitz im Parlament zugetraut.
Können wir es begründen, wie unlängst in der NZZ am Sonntag nach den Wahlen in Amerika ausgeführt wurde, dass in Krisensituationen die Wählenden vor allem auf starke Männer setzen? Nun ja, starke Männer haben wir sicher in Gossau und vor allem bekannte Männer. Der Bekanntheitsgrad und die Vernetzung in mehreren Vereinen sind nicht unerheblich und oft entscheidend in kommunalen Wahlen. Gemäss den Vereinten Nationen liegen die Gründe zudem in der kaum vorhandenen Sozialisation von Frauen für die Politik, die fehlende Förderung von einzelnen Parteien und den strukturellen Barrieren wie die Unterstützung durch das persönliche Umfeld. Was nicht zu vergessen ist, dass ein politisches Amt Angriffsfläche von verschiedenen Seiten bietet, was oft belastend werden kann.
Frauen die Lust auf Politik haben, sollen sich meiner Meinung nach bereits in jungen Jahren vernetzen und auf sich aufmerksam machen, indem sie eine verantwortungsvolle Aufgabe in einem Vereinsvorstand übernehmen, auf Social Media präsentieren oder ganz «old School» Leserbriefe schreiben. Wenn sie dazu noch die Aufmerksamkeit der Print- und Onlinemedien erlangen, dann steigen die Chancen. Natürlich kommt hinzu, wer am Schluss an die Urne geht, aber auch hier kann mobilisiert werden.
Es ist aber auch so, dass Frauen nicht zwingend Frauen wählen, sondern hier immer wieder zurückhaltend bis ablehnend sind. Eine Frau muss nicht gewählt werden, weil sie Frau ist, aber es gibt viele Powerfrauen mit enormer Kompetenz und diese können auch von uns Frauen gewählt werden, weil sie einfach die Richtigen für die Aufgabe sind. Auch wenn sie noch nicht eine grosse Bekanntheit haben. Ich wünsche mir mehr Mut von Frauen für Frauen.
Ruth Lehner, Präsidentin Frauennetz Gossau