Die Medienmitteilung sehe ich am Tag vor Weihnachten auf gossau24.ch. Und so lese ich am Tag vor dem christlichen «Tag des Lichtes»: Die Stadt Gossau reduziert ab Januar 2025 die Strassenbeleuchtung zwischen 22 Uhr und 6 Uhr. Nur die Fussgängerstreifen bleiben aus Sicherheitsgründen dauernd beleuchtet. Bei Strassen mit Gasentladungslampen wird jede zweite Lampe ausgeschaltet. Bei Strassen mit LED-Leuchten wird die Lichtstärke um 22 Uhr auf 60 Prozent reduziert und um Mitternacht auf 20 Prozent. Um 06 Uhr wird die Lichtstärke wieder auf Normalbetrieb hochgefahren. Strassen mit geringem Verkehrsaufkommen ausserhalb des Baugebiets werden von 22 Uhr bis 06 Uhr gar nicht beleuchtet. Mit dieser Massnahme kann Energie gespart werden. Zudem werden die Lichtemissionen reduziert, wie es das Umweltschutzgesetz verlangt. Und nicht zuletzt wird der Stadthaushalt jährlich um geschätzte 30'000 Franken entlastet.
Bei meinem abendlichen Spazierflug über die Wohnquartiere von Gossau lasse ich mir die angekündigte Massnahme nochmals durch den Kopf gehen. Sie hat unbestritten Hand und Fuss. Mit einfachen Mitteln kann Energie und Geld gespart werden. Wenn zwischen 22 und 6 Uhr zum Beispiel am Bachweg die Lampen nur noch gedimmt leuchten, kann das kaum zu Widerspruch führen. Energiesparen? Kaum eine Gossauerin oder ein Gossauer wird dagegen sein. Während ich so ruhig dahingleite, sehe ich zahlreiche Häuser, die mit unzähligen Lämpchen verziert sind. Rentiere mit Schlitten, Engel, Sternen, Lichterbäume, Girlanden, Weihnachtsmänner und vieles mehr leuchtet um die Wette. Das provoziert Fragen: Wer hat mehr Lämpchen im Garten? Wo leuchtet die Fassade heller? Wer erregt mehr Aufmerksamkeit? Und unweigerlich: Wem gefällt das wirklich? Wessen Stromzähler dreht im roten Bereich? Wer hat übers Jahr so viel Energie gespart, dass er sich diese Verschwendung ohne schlechtes Gewissen leisten kann? Weshalb finden wir die Energiesparmassnahme der Stadt angebracht, während wir in unserem Garten mit Energie nur so um uns werfen? Beantworten muss sich jeder der «Leuchten» die Fragen selbst. Für mich ist klar: Nöd ganz so hell ist in diesem Fall heller.
Ein geruhsames letztes Wochenende im 2024 wünscht Ihnen
Drago
"Nöd ganz so hell"
Kolumne auf Gossau24.
Bild:
jg
"Drache-Füür" vom 27. Dezember 2024.