Der Gipfel des Titlis gehört international zu den bekanntesten Tourismusdestinationen der Schweiz. Seine Bergstation auf 3020 m ü. M. erreicht man von Engelberg aus mit der Rotair-Seilbahn. Rund 300 Meter entfernt von der Bergstation auf dem Gipfel befindet sich der 50 Meter hohe Richtstrahlturm aus den 1980er-Jahren. Ein unterirdischer Stollen verbindet den Turm mit der Bergstation.
Die bestehende Infrastruktur der Bergstation aus dem Jahr 1967 wurde bereits mehrmals erweitert und umgebaut, stösst jedoch mittlerweile an ihre Kapazitätsgrenzen. Daher wurde 2017 das Basler Architekturbüro Herzog & de Meuron mit dem «Projekt Titlis» beauftragt. Der Masterplan für den gesamten Gipfel sieht vor, die Bergstation zu erneuern und den Richtstrahlturm touristisch zu aktivieren. Das beinhaltet den Neubau der Bergstation und den Ausbau des Richtstrahlturms.
Logistische Herausforderungen
Bauen im hochalpinen Gelände folgt eigenen Gesetzen. So ist die aktive Bauzeit auf die schnee- und eisfreien Monate von April bis Ende Oktober beschränkt. In dieser Zeit muss besonders effizient und unter Hochdruck gearbeitet werden. Allerdings können auch dann noch starke Winde, kalte Temperaturen und Schneefall, aber auch die intensive Sonneneinstrahlung oder Gewitter die Arbeiten beeinträchtigen. Hinzu kommen die logistischen Herausforderungen, da das gesamte Material sowie Bauteile und Baumaschinen auf den Berg hoch oder auch herunter transportiert werden müssen: Zwischen 2024 und 2029 fallen allein rund 40'000 Tonnen Abbruchmaterial an, die ins Tal gebracht und rund 70'000 Tonnen Neubaumaterial, die auf eine Höhe von 3000 hinauf befördert werden müssen.
Aufgrund der engen Platzverhältnisse und der Gewichtsbeschränkungen in der Seilbahn müssen die Bauteile mit hunderten von Transporten just-in-time angeliefert werden. Diese Transporte können ausschliesslich in der Nacht stattfinden, da die Seilbahn tagsüber dem Tourismus vorbehalten ist. Zudem sind jeweils die maximalen Abmessungen für den Seilbahntransport strikt einzuhalten, darunter das Maximalgewicht von 3000 Kilogramm pro Ladung. Von der Bergstation aus muss die Ware dann noch mittels Raupenfahrzeug die rund 300 Meter zum Turm transportiert werden. Stefan Schmid, Teamleiter der Aepli Metallbau AG, erklärt: «Die Anlieferung durch den Unternehmer findet bis zur Talstation in Engelberg statt, danach ist die Bergbahn zuständig für den Transport bis in den Schwenkbereich der Montagemittel.» Im Falle des Turms ist auf jedem der vier stählernen Erschliessungsstrukturen ein Kran montiert, in dessen Schwenkbereich von rund neun Metern das Material entladen und platziert werden kann. Fassadenelemente werden mit dem Helikopter befördert, hier liegt die Gewichtsbegrenzung bei optimalem Wetter bei 2200 kg.