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Kultur
01.03.2025
02.03.2025 09:53 Uhr

Patti Basler & Philippe Kuhn – zwischen Lachen und Betroffenheit

Bild: Kulturkreis Gossau
Am Freitag, 28. Februar 2025, präsentierten Patti Basler & Philippe Kuhn auf Einladung des Kulturkreises Gossau ihr satirisch-musikalisches Programm «L¨cken» im Restaurant Werk 1 in Gossau – ein Abend, der nichts für schwache Nerven war.

Wer leichte Unterhaltung erwartet hatte, wurde rasch eines Besseren belehrt: Der Abend bot Wortwitz, Scharfzüngigkeit, jazzige Klänge und Kabarett, aber auch viel Provokation. Das Publikum schwankte zwischen Lachen und Betroffenheit – was vermutlich auch das Ziel dieses Programmes ist. Durch den Abend zog sich das Thema «Lücke» sowie diverse Statistiken, die mithilfe von Lichtröhren visualisiert wurden.

Tabulos und mit scharfem Blick auf die Gesellschaft

Patti Basler nimmt wirklich kein Blatt vor den Mund. Sie legt den Finger in die Wunde und spricht über Themen, die viele (an diesem Abend) lieber verdrängen würden. Sie geht immer wieder nah an die Grenzen des Erträglichen und das alles in einem atemberaubenden Tempo. Kaum hat man gelacht, bleibt es einem schon wieder im Hals stecken. Und schon kurz nachdem sie über wirklich ernste Themen gesprochen hat, bringt sie schon die nächste Pointe – es könnte einem schwindlig werden.

Eine schier unendliche Themenflut

Es wurde viel über Sex gesprochen, auch über Missbrauch in der Kirche – der Katholizismus war überhaupt ein grosses Thema. Daneben kamen das Gendern, die Row Zero, KI, Fachkräftemangel, das Militär, Klimakleber, Trump, Gynäkologie, Verhütung und noch ganz viel mehr vor. Patti Basler teilt in alle Richtungen aus: gegen links, gegen rechts, gegen religiöse Institutionen, gegen gesellschaftliche Tabus. Und der Schmerz ihrer Worte ist manchmal erst mit Verzögerung spürbar.

Jazzige Klänge und Gesang im Duo

Doch das Programm von Patti Basler und Philippe Kuhn besteht bei Weitem nicht nur aus scharfer und bitterböser Satire. Zwischendurch gibt es die poetischen Momente, die für Leichtigkeit sorgten, nämlich dann, wenn Philippe Kuhn am Klavier Jazz oder Blues spielt, und vor allem auch, wenn die beiden zusammen singen. Diese Momente sorgten für kurze Verschnaufpausen im anspruchsvollen und herausfordernden Programm. 

Hobby Horsing und ein Knistern in der Luft

Einen starken Kontrast bildeten auch die Szenen, in denen Patti Basler die etwas dümmliche Vreni spielte. Diese erzählte von ihrer Leidenschaft, dem Hobby Horsing, und galoppierte mit ihrem Steckenpferd, das aus einer Leuchtstoffröhre und einem Schuh improvisiert war, auch direkt über die ganze Bühne. Doch selbst in diesen klamaukhaften Szenen war mehr versteckt, als auf den ersten Blick ersichtlich war.

Patti Basler als Vreni. Bild: gossau24.ch / Claudia Vamvas

Enormes Improvisationstalent

Besonders lustig wurde es, wenn Patti Basler mit dem Publikum interagierte. Dies tat sie gleich zu Beginn der Show, indem sie mehrere Personen aus den vordersten Reihen ansprach. Während des Abends griff sie auch immer wieder auf diese zurück und band sie oder das, was diese von sich preisgegeben hatten, ins Programm ein. Besonders im Mittelpunkt stand ein Mann namens Beat, ein Lokführer, der sogar auf die Bühne gebeten wurde. Zur Überraschung des Publikums entpuppte sich Beat als wahres Showtalent und erntete grossen Applaus.

Lokführer Beat beweist Showtalent. Bild: gossau24.ch / Claudia Vamvas

Ein Programm mit Nachhall

Ein weiteres Highlight des Abends war, als Patti Basler im Publikum Fragen sammelte, die Philippe Kuhn im Namen einer KI mit roboterhafter Stimme beantwortete. Überhaupt sorgten der Einsatz von Technik, Musik und Licht immer wieder für eine ganz besondere Atmosphäre. Wer sich dieses Programm ansieht, kann sich auf einiges gefasst machen – und es wird noch weit über den Abend hinaus nachhallen, indem manches Wort, mancher Wortwitz des Abends einem Stunden oder Tage später plötzlich wieder durch den Kopf gehen.

Claudia Vamvas