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Kultur
05.04.2025
05.04.2025 11:06 Uhr

Risky Dinner: Wenn das Los entscheidet, was auf den Teller kommt

Risky Dinner im evangelischen Kirchgemeindehaus Haldenbüel. Bild: gossau24.ch / Claudia Vamvas
Am Freitagabend, 4. April 2025, fand im evangelischen Kirchgemeindehaus Haldenbüel in Gossau ein besonderes Abendessen statt. Beim Risky Dinner entschied ein Los darüber, ob die Teilnehmenden ein Fünfgangmenü, Spaghetti oder nur eine Schale Reis erhielten – und machte so auf eindrückliche Weise auf globale Ungleichheit aufmerksam.

Die Plätze an den Tischen im evangelischen Kirchgemeindehaus Haldenbüel waren alle besetzt. «Wir haben sogar noch eine Warteliste», erzählte Patrick Huber, Präsident des Claro-Weltladens Gossau. Risky Dinner ist keine gewöhnliche Benefizveranstaltung, sondern ein bewusst inszeniertes soziales Experiment. Organisiert wurde es von der katholischen und reformierten Kirchgemeinde Gossau, vom Claro-Weltladen Gossau und Fair Trade Town Gossau. Der gesamte Erlös geht an die internationale Hilfsorganisation Mary’s Meals. 

Bild: gossau24.ch / Claudia Vamvas

Zu Beginn des Abends zogen alle Anwesenden ein Los. Dieses entschied darüber, was sie an diesem Abend essen konnten: Rund 20 Prozent erhielten ein Fünfgangmenü mit Wein am Tisch serviert. Für rund einen Drittel gab es einen Teller Spaghetti und alle anderen – also die Hälfte – stellten sich für einen Teller Reis an. Das Wasser mussten sie sich draussen selbst holen. Und da die nächste Quelle leider versiegt war, wie Raphaela Staiger von Mary's Meals mitteilte, mussten sie dafür sogar noch etwas weiter gehen.

Wird man zu den Reichsten, zum Mittelstand oder zu den Ärmsten gehören? Bild: gossau24.ch / Claudia Vamvas

Zwischendurch stellten Raphaela Staiger und Thomas Huber von Mary’s Meals die Arbeit ihrer Organisation vor. In kurzen Beiträgen und Filmsequenzen berichteten sie davon, wie die tägliche Mahlzeit in der Schule Millionen von Kindern weltweit einen Zugang zu Bildung ermöglicht – und damit eine Perspektive auf ein anderes Leben schafft. 

«Es ist doch ein Sechser im Lotto, wenn man in der Schweiz geboren wird.»
Eine Teilnehmerin des Risky Dinner.
Anstehen für eine Portion Reis. Bild: gossau24.ch / Claudia Vamvas

Diese künstliche ungerechte Verteilung soll ein Gefühl dafür vermitteln, wie stark der Zufall – im wahren Leben meist in Form von Herkunft oder Umständen – darüber bestimmt, wie gut ein Mensch versorgt ist. «Die Ungerechtigkeit wird einem hier etwas bewusster», stellte ein Teilnehmer fest. Überhaupt wurde an diesem Abend viel nachgedacht und diskutiert. Jemandem war es unangenehm, alleine am Tisch so viel zu essen, und er teilte dieses mit den anderen: Das Experiment zeigte Wirkung. 

Trotzdem war allen klar: Wer an diesem Abend das «schlechte Los» gezogen hat, weiss, dass schon am nächsten Tag alles wieder beim Alten ist. Für sehr viele Menschen auf der Welt ist dies leider nicht der Fall.

  • Das Menü für die Reichsten. Bild: gossau24.ch / Claudia Vamvas
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  • Bild: gossau24.ch / Claudia Vamvas
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Mary’s Meals
Mary’s Meals ist eine internationale Hilfsorganisation mit dem Ziel, Kindern in den ärmsten Regionen der Welt täglich eine Mahlzeit in der Schule zu ermöglichen. So wird Ernährung mit Bildung verknüpft – eine Kombination, die langfristig Perspektiven schafft. Aktuell versorgt Mary’s Meals über 2,6 Millionen Kinder täglich. Bereits 24.50 Franken reichen, um ein Kind ein ganzes Schuljahr lang zu ernähren.

Mehr Infos: www.marysmeals.ch

Claudia Vamvas
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