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Kanton SG
16.02.2023

Dritter Tag der Februarsession: "Für eine politisch engagierte Jugend"

Bild: wil24.ch
Vom 13. bis 15. Februar treffen sich die Mitglieder des St.Galler Kantonsrats zur sogenannten Februarsession. Was beschäftigt Parlament und Regierung und was wird an diesen drei Tagen entschieden? Kantonsrätin Franziska Cavelti Häller aus Jonschwil erläutert tagesaktuell das Wichtigste aus ihrer Sicht.

Kantonsrätin Franziska Cavelti Häller:

Dritter Sessionstag - 15. Februar 2023

Der Kantonsratspräsident Jens Jäger begrüsst den Kantonsrat zu seinem letzten Sessionstrag als Präsident.

Das erste Geschäft betrifft die Berichterstattung der Staatswirtschaftlichen Kommission zur Prüfung des Sachverhalts im Zusammenhang mit den ungerechtfertigten Abgeltungen an die BUS Ostschweiz AG. Auch wenn von den Verantwortlichen des Unternehmens keine persönliche Bereicherung stattgefunden hat, ist das Verhalten nicht korrekt und die zu viel bezogenen Subventionen müssen in vollem Umfang zurückbezahlt werden. Die Regierung hat mit dem Verwaltungsrat der Bus Ostschweiz AG eine Lösung erarbeitet, welche den Regeln der Corporate Governance entspricht; ein Kantonsvertreter im Verwaltungsrat wird zukünftig nicht mehr nötig sein. Die «Stawiko» empfiehlt, trotzdem möglichst rasch das neue Aufsichtskonzept von Bund und Kanton für den öffentlichen Verkehr umzusetzen. Die Aktien an der Bus Ostschweiz AG empfiehlt die Kommission zu veräussern. Der Rat nimmt den Bericht zur Kenntnis.

Herausforderung «Bildung»

Die freitäglichen Klimaproteste der «Fridays for Future» hat die Politik auf den Plan gerufen. Eine Motion verlangte, das Mittelschulgesetz dahingehend anzupassen, dass Klimaproteste während der Schulzeit zukünftig verboten werden sollen. Glücklicherweise hat der Rat rechtzeitig erkannt, dass mit dieser Gesetzesanpassung nicht nur mit «Kanonen auf Spatzen» geschossen wird, sondern damit unseren Jugendlichen ein Grundrecht verwehrt werden würde, nämlich das Recht, sich politisch aktiv zu betätigen. Trotz Protesten aus den Reihen der SVP erkannte die Ratsmehrheit, dass die streikenden Jugendlichen keine Bedrohung für die Schulpflicht darstellen, wurden doch die Absenzen teilweise in doppelter Länge kompensiert. Folgerichtig wurde dieser Nachtrag zum Mittelschulgesetz versenkt. Ein weiterer Nachtrag zum Mittelschulgesetz regelt die Flexibilisierung der Schulferien, damit längere Sprachaufenthalte rechtlich geklärt sind. Der Rat heisst dieses Anliegen gut.

Das Standesbegehren der Die Mitte-EVP-Fraktion fordert die Möglichkeit, dass Absolventinnen und Absolventen der Berufsmittelschule prüfungsfrei an die Pädagogische Hochschule wechseln können. Für einmal gab es keinen Links-Rechts-Graben. Die einen sehen in dieser Massnahme die Möglichkeit, dem Lehrermangel entgegenzuwirken, die andern befürchten eine Qualitätseinbusse bei der Lehrerausbildung. Die Diskussion wurde überaus emotional geführt. Die einen wähnen die Berufslehre und Berufsmaturität diskreditiert, die andern sehen die Ausbildungsqualität in Gefahr. Bildungschef Stefan Kölliker weist darauf hin, dass in Bundesbern bereits eine gleichlautende Motion in Bearbeitung ist. Das Standesbegehren ist somit wie «Wasser in den Rhein» getragen. Die Ratsmehrheit wollte trotzdem nicht von ihrem Kurs abweichen und überwies das unnötige Standesbegehren. So viel zu einem effizienten Ratsbetrieb und gegen Bürokratie.

Eine weitere Motion aus dem Bildungsbereich verlangte das Verbot von Elterntaxis. Auch wenn das Anliegen berechtigt ist, bleibt der Schulweg in der Verantwortung der Eltern und ein Verbot wäre eine Bevormundung der Eltern. Der Rat lehnt folgerichtig die Motion ab. Zudem wird ein Postulat überwiesen, welches die Gründe für den Lehrermangel untersuchen und Lösungsideen vorschlagen soll. Anschliessend werden zahlreiche Interpellationen aus dem Bildungsdepartement bearbeitet. Besonders hervorzuheben ist eine Interpellation, welche die Bewilligung für eine umstrittene Privatschule thematisiert. Auslöser für diese Anfrage war ein Artikel aus dem St. Galler Tagblatt vom 15. Juli 2022 mit dem Titel «Verbindungen zu Neonazis und Reichsbürgern? Der Kanton St. Gallen erteilt rechts-esoterischer Privatschule provisorische Bewilligung». Befremdlich ist die Bewilligung dieser Schule insofern, als dass der Kanton Zürich eine Zulassung abgelehnt hat. Die Antwort der Regierung ist unbefriedigend, weisst sie doch einfach darauf hin, dass «im Rahmen der Verhältnismässigkeit» alles Notwendige unternommen hat. Eine etwas dünne Antwort, geht es doch um nichts mehr als den Schutz unserer Kinder vor gefährlichen Ideologien.

Chancenlose «Energiezulage für Hause mit bescheidenem Budget»

Weiter geht es mit Vorstössen aus dem Departement des Innern. Die Grüne Partei schlägt eine Gesetzesanpassung vor, welche eine «Energiezulage für Haushalte in bescheidenen finanziellen Verhältnissen» vorsieht, um die steigenden Energiekosten abzufedern. Die Auszahlung könnte über das Prämienverbilligungssystem der Krankenversicherung und analog wie bei den wirtschaftlichen Covid-19-Hilfen befristet erfolgen. FDP und SVP nehmen diese Motion zum Anlass, gegen die Energiewende und die vom Volk beschlossene Energiestrategie 2050 zu wettern. Die Motion wird abgelehnt.

Der Fall «Amcor» und seine Folgen

Weiter stehen gleich fünf Standesbegehrten in der Zuständigkeit des Sicherheits- und Justizdepartements auf der Traktandenliste. Das erste Begehren fordert die härtere Bestrafung von Umweltdelikten. Hintergrund dieses Vorstosses ist der Umweltskandal der Firma Amcor aus Goldach. Trotz massivem Fehlverhalten des Unternehmens und einer erheblicher Gewässerverschmutzung liegt die höchstmögliche Busse bei CHF 5’000. Um dies zu ändern, wäre eine Änderung des Verwaltungsstrafrechts auf Bundesebene notwendig. Die Ratsmehrheit verweist auf das Strafrecht, welches eine deutliche höhere Verurteilung ermöglichen würde. Allerdings bedingt dies einen aufwändigen Strafprozess und eine detaillierte Beweisführung. Die SVP versteigt sich gar zur Behauptung, dieses Standesbegehren würde die Wirtschaft unter Generalverdacht stellen. Da eine Verlängerung des Sessionstages um eine Stunde bis 18.00 Uhr abgelehnt wird, muss die Diskussion abgebrochen und das Geschäft auf die Juni-Session vertagt werden. Der unüberlegte Entscheid, die April-Session zu streichen, erweist sich bereits jetzt als Bumerang; zahlreiche Geschäfte werden wieder nicht abgearbeitet.

Nach den Schlussabstimmungen verabschiedet sich Jens Jäger als Kantonsratspräsident. Die Juni-Session wird von Andrea Schöb geleitet werden.

Der zweite Sessionstag - 14. Februar 2023:
"Die Party geht weiter!"

Es stehen nicht weniger als acht Finanzvorlagen zur Diskussion. Die erste Vorlage mit dem sperrigen Namen «Nachtrag zur Bundesgesetzgebung über die Alters- und Hinterlassenen- und Invalidenversicherung» wird bereits sehr emotional diskutiert. Es geht darum, wer die Mindestbeiträge für AHV und IV für Nicht-Erwerbstätige, meist Sozialhilfebeziehenden, bezahlen soll. Bis anhin war dies der Kanton, neu sollen dies die Gemeinden übernehmen. Zu grosser Diskussion Anlass gab vor allem der Verteilschlüssel. Die Ratsmehrheit entschloss sich zu einem Verteilschlüssel nach Sozialhilfebeziehenden. Somit werden Städte und Gemeinden mit hohem Sozialhilfe-Anteil zusätzlich belastet, wobei insbesondere Rorschach St. Gallen überproportional belastet werden. Ob diese erneute Schwächung der Finanzkraft unserer Hauptstadt im Sinne der ganze Region Ostschweiz ist, darf bezweifelt werden.

Ein Nachtrag zum Volksschulgesetz, ebenfalls eine Finanzvorlage, wurde vor allem von Grüner Seite bestritten. Die Gesetzesanpassung sieht vor, dass Lehrmittel vollumfänglich von den Gemeinden finanziert werden. Als Folge davon werden keine Schulbücher mehr vorgeschrieben. Die Wahl der Lehrmittel wird somit voll und ganz dem Schulträger überlassen.

Der Aufgaben- und Finanzplan 2024 bis 2026 (AFP) ist eine rollende Planung, welche die prognostizierten Erträge und die grössten Investitionen, Aufwendungen und Projekte von grosser finanzieller Tragweite gegenüberstellt. Der AFP ist somit ein wichtiges Steuerungssystem, um zukünftige Finanzentwicklungen und Schwerpunktprojekte abzubilden. In den letzten «goldigen» Jahren hat der Kanton ein sattes Eigenkapitalpolster von über 1,4 Mia. Franken aufbauen können. Dieses wird auch notwendig sein, da die Gelder der Schweizerischen Nationalbank, ein wichtiger Einnahmepfeiler, kaum mehr fliessen werden. Zankapfel sind einmal mehr die Löhne des Staatspersonals. Die Ratsmehrheit folgt den restriktiven Massnahmen der Finanzkommission, d.h. für die Teuerung 2024 sind 1,4% und für Personalausbau 0,2% eingestellt. Für den Frühsommer wurde von der Regierung eine Auswertung zu den Löhnen des Staatspersonals versprochen. Diese Erkenntnisse werden dann ins Budget 2024 einfliessen und Korrekturen sind dann punktuell immer noch möglich.

Der AFP weist aber auch Mängel auf. Das Schwerpunktthema «Klimaschutz stärken» sucht man in der vorliegenden Botschaft vergebens. Massnahmen zum Artenschutz, zur Stärkung der Biodiversität oder zur nachhaltigen Energieförderung sind kaum erwähnt. Wir stecken in einer Energie- und Biodiversitätskrise und die Regierung hat in diesen matchentscheidenden Handlungsfeldern keine Pläne? Oder zumindest keine Pläne mit finanzieller Auswirkung? Dieses Manko wird den Kanton teuer zu stehen kommen. Ebenso schwer nachvollziehbar ist die Tatsache, dass Gelder für die Umsetzung der Pflegeinitiative im AFP nicht eingestellt wurden. Immerhin wäre bekannt, dass die Bildungsoffensive in der Pflege 2024 wahrscheinlich gegen 5,5 Mio. Franken kosten wird und der zweite Teil, welcher die Verbesserungen der Anstellungsbedingungen zum Ziel hat, in den kommenden Jahren einen grossen Finanzbedarf aufweisen wird.

«Die Party geht weiter»
Am Nachmittag wird über drei Steuervorlagen debattiert. Heiss diskutiert wurde im XIX. Nachtrag die Änderung des Artikels 317, welcher den automatischen Ausgleich der kalten Progression zum Ziel hat. Dieser Antrag wurde ohne Vorberatung und ohne Botschaft der Regierung von der vorberatenden Kommission eingebracht. Dieses Vorgehen hat zu grossem Unmut geführt, da Steuermindereinnahmen nicht nur beim Kanton, sondern auch bei den Gemeinden im Gesamtumfang von geschätzten 20 Mio. Franken prognostiziert werden. Eine Rückweisung des Antrages verbunden mit einer vertieften Prüfung und Variantendiskussion wurde leider abgewiesen. Die Ratsmehrheit unterstützte in der Folge die Hauruckübung der vorberatenden Kommission.

Der XX. Nachtrag sieht die Gleichstellung von Konkubinatspartnerinnen und -partner bei Schenkung und Erbschaft vor, sofern eine mindestens fünfjährige Wohn- und Lebensgemeinschaft mit gleichem Wohnsitz besteht. Somit sind Konkubinatspaare neu Eltern-, Stief- und Pflegeeltern gleichgestellt. Diese Änderung war von links bis rechts unbestritten.

Der XXI. Nachtrag zum Steuergesetz entlastet wiederum reichere Bevölkerungsschichten, nämlich Liegenschaftsbesitzer, die in vielen Fällen wahrscheinlich mehr als eine Liegenschaft besitzen und deshalb in der Lage sind, Wohnraum an nahe Verwandte oder nahestehende Personen zu Vorzugskonditionen zu vermieten. Ihnen soll der Eigenmietwert für die vermietete Liegenschaft nur in reduzierten Umfang am steuerbaren Einkommen angerechnet werden. Eine erneute Steuersenkung für Bessergestellte, die leider wieder eine Mehrheit fand – ein unnötiger Nachtrag.

Und weiter geht es mit Steuersenkungen. Obwohl die St. Galler Bevölkerung 2015 den Pendlerabzug für Autofahrende und ÖV-Pendler auf das 2. Klass-GA in einer Volksabstimmung plafoniert hat, entschied die Mehrheit des Rates, dass Pendlerinnen und Pendler mit dem privaten Auto unter gewissen Bedingungen steuerlich gegenüber dem ÖV-Benutzer bessergestellt werden sollen. Ein Fehlanreiz in Zeiten des Klimawandels und eine Missachtung des Volkswillens - unverständlich!

Eine Steuersenkung folgt der nächsten – wer soll diese Ausfälle zukünftig ausgleichen? Finanzchef Marc Mächler hat anlässlich der November-Session festgestellt, das Parlament sei in Party-Stimmung. Offensichtlich geht die Party weiter!

Behandlung von weiteren Vorstössen des Departements des Innern
Eine SVP-Motion verlangt, dass Einbürgerungswillige im ordentlichen Verfahren neu das Deutsch-Niveau B2 (statt B1) erreichen müssen. Unbestritten war für alle Parteien, dass gute Deutschkenntnisse für eine gelungene Integration und damit für eine Einbürgerung unverzichtbar sind. Die Erhöhung der Deutschanforderungen von B1 auf B2 erachtete jedoch die Ratsmehrheit als zu grosse Hürde. Auf die Motion wurde in Folge nicht eingetreten.

Das Anliegen der SP-Motion, dass Unterstützungsleistungen für vorläufig Aufgenommene und Schutzbedürftige ohne definitive Aufenthaltsbewilligung teilweise bei weniger als 50 Prozent des errechneten Lebensunterhalts gemäss KOS-Richtlinien liegen, wurde von der Regierung und von einigen Parteien als Problem anerkannt. Da die Höhe der Asylsozialhilfe durch die Gemeinden definiert wird, möchte der Rat nicht in die Gemeindehoheit eingreifen. Die Grünliberalen lancieren einen flammenden Appell an die VSGP, der Vereinigung der St. Galler Gemeindepräsidenten, in dieser Frage aktiv zu werden.

Ein anspruchsvoller Sessionstag fand um 17:00 Uhr sein Ende. Morgen geht es weiter.

Der erste Sessionstag - 13. Februar 2023:
"Frühlingssession im Februar"

Im letzten November wurde entschieden, die April-Session abzuschaffen. Da die nächste Session somit erst im Juni stattfinden wird, ist die Februar-Session zur Frühlingssession umfunktioniert worden. Eines der wichtigen Themen dieser Session bleibt aber, ob Frühling oder Februar, der Aufgaben- und Finanzplan, welcher im Sinne einer rollenden Planung Erträge und Investitionen, Projektumsetzungen und deren finanziellen Auswirkungen über die nächsten drei Jahre aufzeigt. Dies und weitere Steuerfragen werden Gegenstand des zweiten Sessionstages sein.

Zum Einstieg in diese Session erfolgte die Vereidigung von zwei neuen Mitgliedern der Die Mitte. Hansruedi Thoma vertritt das Toggenburg, Helen Alder-Frey aus Gossau den Wahlkreis St. Gallen. Sie wurde als Juristin gleich auch in die Rechtspflegekommission gewählt. Im Weiteren wurde Regierungsrat Stefan Kölliker turnusgemäss zum Regierungspräsidenten der Amtsdauer 2023/24 gewählt. Er wird sein Amt am 1. Juni 2023 antreten.

In zweiter Lesung traktandiert, nach der Novembersession also bereits zum zweiten Mal zur Diskussion gestellt, war die Erhöhung des Eigenkapitals für die vier Spitalregionen. Die Entwicklung der St. Galler Spitäler ist aus wirtschaftlicher Sicht unerfreulich, d.h. das Eigenkapital aller vier Spitalverbunde schmilzt unerwartet schnell. Deshalb entschied der Rat notgedrungen, die gewährten Darlehen in Eigenkapital umzuwandeln, um die wirtschaftliche Handlungsfähigkeit der Spitäler sicherzustellen. Erwartungsgemäss sind in der Zwischenzeit keine neuen Erkenntnisse dazugekommen und die Vorlagen wurden – ohne Begeisterung – von allen Parteien unterstützt.

OLMA polarisiert
Die weiterreichende finanzielle Unterstützung für die OLMA-Messen und die neue Strategie des OLMA-Managements gaben bereits im November Anlass zu hitzigen Diskussionen. Deshalb war es wohl unüblich, aber nicht verwunderlich, dass bei der zweiten Lesung die Diskussion nochmals aufflammte. Die SVP beantragte, dass die Regierung eine EXIT-Strategie ausarbeiten soll und der Antrag der «Die Mitte-EVP-Fraktion» hatte im Wesentlichen die Ausarbeitung einer Eignerstrategie zum Ziel. Die Mehrheit des Rates war zusammen mit der Regierung der Meinung, dass sich der Kanton St. Gallen als Gründer- und Standortkanton nicht aus den OLMA-Messen «verabschieden» kann; die Ausarbeitung einer Eignerstrategie fand jedoch aufgrund des grösseren finanziellen Engagements der öffentlichen Hand eine breite Unterstützung.

Weitere Bauvorhaben
Im Weiteren sind zwei Bauvorhaben traktandiert: die Instandsetzung und Umnutzung der Schützengasse in St. Gallen für das Kreisgericht St. Gallen und die bauliche Entwicklung des Psychiatrieverbundes an den Standorten Wil und Pfäfers. Die erste Vorlage fand bei allen Parteien eine breite Unterstützung, da der Platzbedarf des grössten Kreisgerichtes und die Notwendigkeit eines effizienten Betriebes allseits anerkannt wurde. Die zweite Vorlage sieht Investitionen von über CHF 500 Mio. Franken bis ins Jahr 2043 vor. Der Bedarf an professionellen Psychiatrie- und Therapieplätzen ist hoch und der bauliche Nachholbedarf ist unbestritten. Doch die Höhe der Investitionen schreckt die meisten Parlamentarierinnen und Parlamentarier ab. Die Regierung präzisiert, dass es sich bei dieser Vorlage nicht um ein konkretes Bauvorhaben handelt, sondern um das Aufzeigen einer Areal-Entwicklungsstrategie für den Psychiatrieverbund (Psychiatrie Wil und Pfäfers); weitere Vorlagen, zu denen sich der Kantonsrat und sicher auch die Bevölkerung äussern kann, werden folgen.

Über 100 Vorstösse
Nahezu 100 Vorstösse liegen behandlungsreif vor. Der Rest des Nachmittags wurde dafür eingesetzt, zumindest einen Bruchteil davon abzuarbeiten. So wurde beispielsweise das Postulat der Grünen Partei behandelt, welches zur Erhaltung des Kulturlandes bei Wil-West die Prüfung einer Autobahnüberdachung zum Ziel hat. Der Rat lehnte dieses Ansinnen ab, da die Regierung glaubhaft darlegte, dass der Quadratmeterpreis für diese Art der Landgewinnung mit CHF 2'000 ohne Berücksichtigung der Mehrkosten für beispielsweise erhöhte Anforderungen an die Statik, für Belüftungsanlage, Fluchtwege oder Betriebs-und Unterhaltskosten für Beleuchtung zu hoch wären. Grundsätzlich scheint mir die Frage trotzdem interessant zu sein, ob überdachte Autobahnen für weitere Entwicklungsflächen gewonnen werden könnten. Für die Rettung des Projektes Wil-West wäre dieses Postulat aber kaum hilfreich. Es wird folgerichtig abgelehnt.

Franziska Cavelti Häller, Kantonsrätin SG, GLP
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