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Immo & Bau
10.03.2023

Signvision Gossau: Mit Sonnenschutzfolien Energie sparen

Der Messeturm Basel trägt ein besonderes Kleid. Bild: Marlies Thurnheer, zVG
105 Meter hoch, 3416 Fenster und eine Glasfläche von 11’155 Quadratmetern: Der Messeturm Basel gehört zu den höchsten Gebäuden der Schweiz. Seine Fenster wurden mit Gossauer Hilfe beschichtet, um den Energieverbrauch zu senken.

Beteiligt an der Spezialfolierung war die Signvision GmbH aus Gossau. CEO Stefan Hollenstein lässt hinter die Fassade blicken.

Stefan Hollenstein, die Folierung des Messeturms in Basel ist das grösste 3M-Sonnenschutzfolienprojekt Europas. Wie kam es zur Zusammenarbeit mit 3M und der Auftraggeberin Swiss Prime Site AG?
Wir pflegen seit Jahren eine sehr gute Partnerschaft mit dem Folienhersteller 3M und gehören zu den grössten Sonnenschutzfolien-Verarbeitern in der Schweiz. Diese Anfrage übertraf jedoch – in der Grösse wie auch in der Komplexität – alles, was bis anhin hierzulande ausgeführt wurde. Es ist eineo grosse Verantwortung, aber auch eine grosse Ehre, wenn man bei einem solchen Leuchtturmprojekt mitwirken darf. Darum war es keine Frage, dass wir bei diesem Projekt unbedingt dabei sein wollten.

Mit der Folierung sollen Energiekosten der Klimaanlage gesenkt werden. Wie haben Sie die Umsetzung des Projekts erlebt?
Die Zusammenarbeit mit 3M und der Bauherrschaft war sehr angenehm. Immer, wenn etwas zum ersten Mal gemacht wird, braucht es viele Vorabklärungen – und wenn da nicht alle das gleiche Ziel vor Augen haben, funktioniert es nicht. Die vorgängige Projektphase dauerte knapp ein Jahr. Die effektive Ausführung schafften wir dann in rund vier Monaten.

Signvision ist seit vielen Jahren auf Hitze- und Blendschutz spezialisiert und bietet eine grosse Auswahl an Sonnenschutzfolien und Beschattungssystemen. Welche Vorteile haben solche Folien?
Als wir vor 13 Jahren Sonnenschutzfolien in unser Sortiment aufgenommen haben, waren sie ein absolutes Nischenprodukt. Kaum jemand kannte Sonnenschutzfolien – und noch weniger wussten, wie gut diese vor Wärmestrahlen schützen können. Heute sind wir schweizweit für Klein- und Grossprojekte unterwegs und lösen damit viele Probleme rund um das Thema Glas. Der grosse Vorteil ist, dass wir mit über 60 Folienprodukten das Glas am Gebäude exakt nach Kundenwunsch optimieren können. Bei Privatkunden ist dies oft eine Hitzeschutzfolie auf Dachgläsern, eine Blendschutzfolie am Bürofenster, eine UV-Schutzfolie im Wohnzimmer oder eine Isolationsfolie im Wintergarten. Bei Firmenkunden geht es meisten um angenehmere Temperaturen am Arbeitsplatz und um Kosteneinsparungen im Stromverbrauch von Klimaanlagen.

Kann man die Effizienz beim Messeturm beziffern?
Durch die Folierung des Messeturms können 25 bis 30 Prozent der Kälteenergie eingespart werden. Dies entspricht ca. 660’000 kWh/a Kälteenergie oder ca. 220’000 kWh/a Elektrizität. Das Sparpotenzial an Elektrizität entspricht etwa dem Stromverbrauch von 70 grösseren Wohnungen im Jahr.

Und welche Art von Folien wurde benutzt?
Es handelt sich um die 3M Prestige 70 Exterior – eine sogenannte metallfreie Sonnenschutzfolie. Sie ist hochtransparent und nur 0,062 Millimeter dick, bietet einen Hitzeschutz von 62, einen UV-Schutz von 99,9 und eine Infrarotrückweisung von 97 Prozent.

Wo lagen die Herausforderungen bei diesem riesigen Projekt?
Damit wir die Folie aussen am Turm montieren konnten, musste eine spezielle Mast-Kletterbühne angefertigt und montiert werden. Dies war sehr aufwendig. Die Statik musste geprüft werden und auch die Verankerung am Gebäude war nicht einfach zu lösen. Die Arbeitshöhe von rund 100 Metern hatte auch ihre Tücken: Alle Monteure mussten schwindelfrei sein. Die extreme Hitze von über 40 Grad an der dunklen Fassade war schweisstreibend und kräfteraubend und die starken Winde in dieser Höhe erschwerten die Folienapplikation. Umso schöner, dass die Projektausführung unfallfrei und in bester Qualität ausgeführt werden konnte.

Der Messeturm umfasst 3416 Fenster. Wie ist es gelungen, die Folienstücke millimetergenau zuzuschneiden?
Bevor wir mit dem Zuschnitt der Folie starten konnten, mussten wir mit einem Fassadenlift die komplette Fassade exakt ausmessen. Danach berechnete unsere eigene Software den bestmöglichen Zuschnitt mit dem geringsten Folienverschnitt. So konnten wir die rund 11’000 Quadratmeter passgenau zuschneiden. Dies erlaubte uns eine effiziente und saubere Arbeitsausführung vor Ort.

Die Energiekrise beschäftigt. Inwiefern ist eine Folierung nachhaltiger als übliche Methoden, um das Raumklima zu verbessern?
Derzeit spielen zwei Faktoren zusammen, weshalb die Nachfrage an Sonnenschutzfolie stark steigend ist. Zum einen steigen die Temperaturen wegen der Klimaerwärmung von Jahr zu Jahr an. Viele Häuser in der Schweiz sind gut isoliert, damit im Winter wenig Heizwärme verloren geht. Im Sommer jedoch erhitzen sich die Räume durch die Sonneneinstrahlung und die Hitze staut sich im Inneren der Gebäude. Zum anderen möchte man aus ökologischen Gründen so gut es geht auf Klimaanlagen verzichten – oder deren Einsatz stark reduzieren. Dies schont die Umwelt und das Portemonnaie. Hier bieten Sonnenschutzfolien eine optimale Lösung. Einmal auf den Fenstern montiert, wirken sie wie ein unsichtbarer Schutzschild gegen die Hitzeeinstrahlung.

Das lohnt sich also auch finanziell?
Ja, Sonnenschutzfolien sind in der Anschaffung günstiger als Klimaanlagen oder Beschattungssysteme. Zudem fallen weder Wartungs- noch Unterhaltsarbeiten an. Mit einer Garantiezeit von zehn Jahren und einer Haltbarkeit von 15 bis 20 Jahren sind Sonnenschutzfolien sehr wirtschaftlich.

Wie macht sich die verändernde Nachfrage bei Ihnen bemerkbar?
Früher haben unsere Kunden hauptsächlich Sonnenschutzfolien angeschafft, weil sie eine einfache Lösung suchten, um das Raumklima zu verbessern. Heute möchten die Kunden auch wissen, wie viel Energie mit dem Einsatz von Sonnenschutz- oder Isolationsfolien eingespart werden kann. Wenn wir solche Berechnungen erstellen, sieht der Kunde schnell, wie nachhaltig und finanziell attraktiv eine solche Investition ist.

Mit welchen Bedürfnissen kommen Kunden zu Ihnen?
Dies ist komplett unterschiedlich, darum sind die Beratungsgespräche vor Ort sehr wichtig. Vielfach geht es darum, die Hitze im Büro oder im Eigenheim zu reduzieren, aber auch Sichtschutz ist gefragt. Dank der Vielfalt an Folienprodukten können wir jedoch noch mehr Bedürfnisse abdecken, wie zum Beispiel Blendschutz, UV-Schutz, zusätzliche Isolation, Vogelschutz, Splitterschutz, Einbruchschutz, Explosionsschutz oder Abhörschutz. Der Privatkunde wünscht meist eine Folie, die von aussen wie von innen auf dem Glas nicht sichtbar ist und möglichst viel Licht in das Gebäude lässt. Der Firmenkunde wünscht überwiegend eine möglichst leistungsstarke Folie, die zusätzlich auch noch einen Blendschutz bietet.

Wie geht es weiter, wenn man sich für ein entsprechendes Produkt entschieden hat?
Nach Bestätigung der Offerte schneiden wir die gewünschte Folie auf das Format zu und montieren diese vor Ort passgenau auf die bestehenden Fenster. Der Kunde muss sich um nichts kümmern. Die Fensterreinigung vor der Folienmontage übernehmen wir ebenfalls.

In diesem Bereich gibt es viele Innovationen. Was kommt in Zukunft auf uns zu?
In den nächsten Jahren werden von Herstellerseite noch viele spannende Produkte auf den Markt kommen. Geplant sind etwa Folien, die sich je nach Sonnenstand selbst tönen, oder Folien, die in der Lage sein werden, Sonnenenergie in Strom umzuwandeln.

Miryam Koc, immopuls
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