Am 18. Juni stimmen wir Gossauer Stimmberechtigten darüber ab, wer für die zurücktretende Gaby Krapf in den Stadtrat nachrückt. Am Start sind mit Benno Koller (SVP), Florin Scherrer (die Mitte), Florian Kobler (SP) und Sandro Contratto (FDP) vier lokalpolitische Schwergewichte. Vier Wochen vor dem Wahlwochenende ist der Wahlkampf in die heisse Phase getreten. Per Plakat, Flyer und Inserat machen die vier allüberall auf sich und ihre Vorteile aufmerksam. Natürlich sind alle vier über die Massen geeignet für die Aufgabe im Stadtrat, natürlich bringen alle vier das notwendige Rüstzeug für die Erledigung des Jobs mit sich. Natürlich sind alle teamfähig, engagiert und kompetent. Und natürlich kehren alle vier ihre vermeintlichen Minuspunkte unter den Teppich: Etwa das fortgeschrittene Alter oder die Übervertretung der Partei oder die polarisierende Parteiideologie oder die ausgeprägte Korrektheit – das alles spielt keine Rolle. Ob Koller, Scherrer, Kobler oder Contratto: Alle vier sind offensichtlich Supermänner und Helden. Und damit haben wir die Qual der Wahl.

Es herrscht Wahlkampf. Und das bedeutet, dass ich vom einen oder anderen der vier, oder gleich von allen, einen persönlich adressierten Brief erhalte. Vielleicht finde ich in dieser persönlichen Ansprache das entscheidende Kriterium für meine Wahl. So öffne ich das Kuvert, lege Begleitbrief und Flyer zur Seite und nehme das beiliegende kleine weisse Säcklein zur Hand. «Mehr Power für Gossau» steht darauf. Was da wohl drin ist? Hot Chili oder gar Viagra? Nein, nein. Die versprochene «Power» entpuppt sich als Traubenzucker, für Drachen leicht verdauliche Kost.

Als feuerspeihendes Untier wünschte ich mir einen Wahlkampf der vier Helden mit etwas mehr Feuer und Temperament, mit etwas mehr «Fleisch und Blut» und weniger Heldentum, mit ein bisschen mehr Konkretem und weniger heisser Luft. Das könnte meinem Drachenverstand helfen, den Wahlzettel zum Wohle Gossaus auszufüllen.

Ein «sun power»-Wochenende wünscht Ihnen

Ihr Drago